Frühjahrstraining mit Sonnengarantie? - Welcome to San Diego!

von Peter Thomas für tri2b.com für tri2b.com | 28.03.2003 um 01:00
Zwei Monate Trainingslager, Urlaub und Leben in San Diego: Vorbei! „Time flies“, wie man hier sagt. Wie wahr. Es heißt also Abschied nehmen. Abschied von der warmen Sonne, den guten Trainingsbedingungen, dem „Easy Living“ in California ...

19. März, Cardiff-by-the Sea, 18 Uhr am Strand. Einige Beach-Jogger sind unterwegs. Die untergehende Sonne taucht die Klippen in ein malerisches Licht. Wieder ein Tag weniger. Langsam neigt sich meine Zeit in Kalifornien dem Ende zu. Zwei Monate Trainingslager, Urlaub und Leben in San Diego: Vorbei! „Time flies“, wie man hier sagt. Wie wahr. Es heißt also Abschied nehmen. Abschied von der warmen Sonne, den guten Trainingsbedingungen und dem „Easy Living“ in California. Triathleten, die eine Abwechslung zum Mallorca-Massentraining suchen, kann ich San Diego nur wärmstens ans Herz legen. Vielleicht macht euch der folgende Erfahrungsbericht Appetit auf ein Trainingslager unter kalifornischer Sonne. Touchdown in San Diego Es ist etwas Besonderes am Charles-Lindbergh-Airport in San Diego anzukommen. Nach meinem anstrengenden Flug von Frankfurt über Pittsburgh landet meine US Airways-Maschine etwas zu früh. Randy, ein WG-Mitbewohner für die nächsten zwei Monate will mich abholen, ist aber noch nicht da. Egal, nach dem langen Flug macht mir ein wenig Wartezeit auch nicht mehr viel aus. Froh, dem verschneiten und vereisten Köln entkommen zu sein, stehe ich vor dem Flughafen und bestaune die meterhohen Palmen. Auch die warme Luft riecht schon nach Meer. Jet Lag? Keine Spur. Im Moment nur Vorfreude auf mein ausgiebiges Trainingslager. Schließlich ist es im Juli ja soweit: In Frankfurt steht mein erster IRONMAN an. Alle(s) in Bewegung Am ersten Tag lasse ich es etwas langsamer angehen und laufe mit meinem Nachbarn Roy – ein früherer Triathlet – locker am Meer entlang. Meine neue „Heimat“ Cardiff-by-the-Sea liegt etwa 30 km nördlich von San Diego im „North County“ und ist ein hübsches und verschlafenes Surfer-Nest mit kilometerlangen Stränden. Direkt nebenan liegt Encinitas, wo einige Profis während ihrer Trainingszeit ihr Domizil haben. Mir fällt auf, dass hier jeder irgendwie ständig in Bewegung ist. Ob Triathleten in Aeroposition, Mütter mit Baby-Jogger, Beachboys oben ohne oder smalltalkende Hauswifes im Powerwalk – Kondition, Fitness und Form ist in Kalifornien alles. Umgeben von so viel Sportsgeist fällt mir die Motivation nicht schwer. Erstes Abenteuer auf dem Bike Sonntag, meine erste Radausfahrt steht an. Ohne Karte und Ahnung fahre ich einfach mal die Küste entlang und schalte auf „Sightseeing“. Aus geplanten drei Stunden werden da mangels Ortskenntnis sofort fünf. Gerädert, aber glücklich schaffe ich es noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause. Es war eine anspruchsvolle und schöne Tour: Erst die steilen Rampen des Torrey Pines-Naturreservats, dann eine Panorama-Route am Meer bis La Jolla, Seelöwen am Beach gesichtet und weitergerollt bis nach Point Loma. Vom dortigen Aussichtspunkt am „Light House“ (Leuchtturm) hat man einen fantastischen Überblick über die Bucht von San Diego. Auf der anderen Seite kann man mit etwas Glück von Dezember bis März Wale sichten. Ein Fernglas ist dafür allerdings empfehlenswert. Kontaktfreudige Kalifornier Das Schöne an San Diego ist, dass etliche Triathlon-Kollegen unterwegs sind und man sehr leicht miteinander ins Gespräch kommt. Ich treffe Lynn vom Triathlon Club San Diego, der mir einige Tipps zu Routen und Trainingsmöglichkeiten gibt. Überhaupt scheint es mir, als wenn hier fast nur Triathleten unterwegs sind. Die Triathlon-Szene in und um San Diego mit zahlreichen Clubs ist äußerst lebendig. Als Neuankömmling ist es empfehlenswert, nach regelmäßigen Ausfahrten zu fragen. Bei der nächsten Tour, Treffpunkt ist meist irgend eins der zahlreichen Starbucks-Cafés, sollte man einfach mal vorbeischauen und mitfahren. Neue Kontakte kann man mit den aufgeschlossenen Kaliforniern schnell schließen. Außerdem lernt man so die besten Insider-Routen kennen. Ab ins Landesinnere Trotzdem sollte man sich relativ schnell die kostenlose „Bike Map“ für Radtouren besorgen, um bei kleinen „Irrfahrten“ immer den Überblick zu behalten. Die Karte gibt’s in jedem besseren Bike Shop. Übliche Radwege sind separat ausgezeichnete „Bike Lanes“ direkt neben den – meist vielbefahrenen – Straßen. Ja, der heftige Autoverkehr ist doch etwas gewöhnungsbedürftig. Auf den flachen und schnellen Bike Lanes entlang des verkehrsreichen Küsten-Highways 101 sind übrigens die meisten Triathleten unterwegs. Wer aber auf Meerblick während der Radausfahrt verzichten kann und Abwechslung sucht, findet im Landesinneren die landschaftlich reizvolleren und verkehrsärmeren Strassen. Der „Boys and Girls Club“ „It never rains in California“ – welcher Träumer hat diesen Song eigentlich geschrieben? Insgesamt hatte ich bestimmt sieben oder acht Tage Regen. Na ja, ich will nicht meckern. Die restlichen Tage war der Himmel meist wolkenlos, das Bike-Wetter mit viel Sonne und 16-20 Grad ideal. Das Gute an den wolkigen oder regnerischen Tagen war, dass ich mal wieder an die leidige erste Disziplin gedacht habe. Mit Neopren kann man auch locker im Ozean schwimmen, ist nur etwas wellig. Relativ ruhig ist dagegen die Meerlandschaft in „Mission Bay“. Dort finden meist auch die Schwimmtrainings der Triathlon-Clubs statt. Da Frankfurt aber nicht am Meer liegt, hab’ ich mich für ein Freibad im Nachbarort Solana Beach entschieden. Der „Boys and Girls Club“ hört sich zwar seltsam an, ist aber ein von Triathleten vielbesuchtes Schwimmbad. Zum sogenannten „Lap Swim“ (Rundenschwimmen) hatte ich immer eine Bahn für mich allein. Die Bahnen sind mit rund 22 Metern etwas kürzer als bei uns. Angeboten wird auch ein „Masters Swim“, bei dem der jeweilige Coach ein Trainingsprogramm durchzieht. Abschied von San Diego Als ich meine Kilometerleistung zusammenzähle, bin ich zwar nicht ganz zufrieden, aber auch der Tourist in mir wollte ja ab und zu mal genießen. Zusätzlich hatte mich noch eine Grippe erwischt. Insgesamt sind es dann doch nur 1.600 km bike, 15 km swim und 120 km run geworden. Aber es bleibt ja noch mein heimisches Bike-Revier im Kölner Umland. Dafür wird mir San Diego mit all seinen Attraktionen immer in Erinnerung bleiben: der Moonlight Beach zum Entspannen, das Gaslamp Quarter zum Feiern, der Balboa Park mit Zoo und Museen, Tijuana und die unzähligen Shopping-Möglichkeiten, die Anza-Borrego-Wüste, L.A. und Hollywood und natürlich last but not least: das schnuckelige Cardiff, wo der „california way of life“ alles so easy und lässig macht. Einfach ansteckend und auf jeden Fall ein Come Back wert! Zaehler