Nizza: ITU bleibt sich treu - und kehrt nach Frankreich zurück

von Jens Richter für tri2b.com für tri2b.com | 19.09.2002 um 13:17
Fast unbemerkt und doch mit 20 Jahren Tradition: Nizzas Langdistanz ist eine der ältesten Triathlon-Veranstaltungen in Europa – an diesem Wochenende erneut die offizielle Langdistanz-Weltmeisterschaft. Zum Punktesammeln für Athen lädt die ITU jedoch die Kurzstrecken-Stars gleich mit ein...

WM im Geltungskampf Es gab Zeiten, da rangelten die beiden „Weltverbände“ ITU und WTC heftig um ihre großen Stars. Weltmeister hier, Ironman-Champs dort – nur wenigen Stars gelang der Doppelschlag so überzeugend, wie Luc van Lierde im Jahr 1996. Der siegte nämlich zuerst bei den Weltmeisterschaften der ITU über die lange Distanz, die eher eine mittlere war. Und dann, wenige Wochen später, rannte er mit einer Wildcard in Kona die Favoriten und zuletzt Thomas Hellriegel in Grund und Boden. Der kostbare Händedruck von Les McDonald – aber Ruhm und Geld auf Hawaii – die Entscheidung fiel van Lierde danach nicht mehr so schwer. Inzwischen akzeptieren wohl alle die Fakten ... Kein Kurs für Spezialisten Mittlerweile werden die Weltmeisterschaften der ITU also nur mehr am Rande wahrgenommen. Vier Wochen vor dem Ironman-Showdown im Pazifik bleibt die WM in Nizza wohl eher eine schlecht promotete Randnotiz und hat das doch eigentlich gar nicht verdient: Der anspruchsvolle Kurs an der Côte d’Azur ist seit den Achtzigern einer der schönsten Europas, daran konnten auch die veränderten Streckendesigns der letzten Jahre nichts ändern. Und diese vier Kilometer Schwimmen vor der Promenade des Anglais, die 121 gewundenen Radkilometer durch die Dörfer der südfranzösischen Seealpen und vor allem der psychologisch schwierige 29-Kilometer-Wendepunkt-Lauf fordern den kompletten Athleten, wie Frankreichs Urgestein Yves Cordier das schon so oft erfuhr, aber auch Sir Simon Lessing bereits erleben durfte. Topbesetztes Weltcup-Rennen Am kommenden Wochenende also laden Frankreich und der Weltverband wieder ein zum 21. Triathlon-Event in Nizza. Und um dem ganzen ein wenig mehr Pfeffer zu geben, wird schon am Samstag kräftig im Kurzstrecken-Weltcup gepunktet: Christiane Pilz, Anja Dittmer, Barbara Kösser, Joelle Franzmann, Ricarda Lisk, Marianne Braun, Anja Heil, Janine Härtel und die Ironman-Zweite von Frankfurt, Nina Fischer wollen für die DTU Olympia-Punkte erjagen. Und bekommen es dabei mit Weltmeisterin Siri Lindley, Sheila Taormina, Laura Reback (alle USA), Carol Montgomery (CAN), und Leanda Cave (GBR) zu tun. Bei den Herren werden Daniel Unger, Andreas Raelert, Maik Petzold, Sebastian Dehmer, Rene Göhler, Steffen Justus und Christian Prochnow auf den ersten Olympiasieger Simon Whitfield (CAN) und die derzeit Punktbesten wie Craig Watson und Bevan Docherty (NZL), Andrew Johns (GBR) und Altstar Miles Stewart (AUS) treffen. Seit Jahren Top – Deutschlands Agegrouper Wenn dann am Sonntag auch die meisten Ironman-Stars in Nizza fehlen werden: Die deutschen Langdistanz-Champs von Kulmbach, Martin Wintersteiner und Norbert Huber, haben die Nominierung der Deutschen Triathlon Union für die Langstrecke genauso sicher, wie Ralf Eggert, Stefan Hachul und Heiko Tewes. Ihren großen Triumph würde Ines Estedt nach fünf Jahren nun gern wiederholen - damals wurde sie hier überlegen Weltmeisterin und ist bei ihrem irgendwie zufälligen Comeback auch jetzt wieder in toller Verfassung. Dabei sind aber auch viele hervorragende Agegrouper der DTU. Die werden damit, wie auch schon in den vergangenen Jahren, sogar besonders große Chancen auf Podestplätze haben. – Übrigens dürfte Nizzas Klassiker in Zukunft auch von dem Verlust an Bodenhaftung in der Event- und Preispolitik der World Triathlon Corporation profitieren: Es gibt eine Triathlon-Welt neben dem Ironman, eine stimmungsvolle und sonnige zudem. Und Nizza ist darin sicher mehr als eine Randnotiz wert...