Nizza Triathlon: Une affaire française

von F. Walchshöfer, J. Richter für tri2b.com | 15.09.2003 um 10:37
Die französischen Meister Patrick Vernay und Audrey Cleau haben die 22. Auflage des Nizza Triathlon mit großem Vorsprung für sich entschieden ...

Die französischen Meister im Langtriathlon, Patrick Vernay und Audrey Cleau, haben den 22. Nizza Triathlon mit großem Vorsprung gewonnen. Im Lauffinale des Klassikers an der Côte d’Azur (4 - 129 -32 km) sortierte ein kräftiger Mistral das Feld und sorgte für gewaltige Abstände. Ausländische Favoriten bekamen kaum eine Chance. „Nizza ist mit seiner Radstrecke durch die Seealpen das Terrain für die Franzosen, in den finnischen Hügeln kann man sich auf so etwas kaum vorbereiten“, ächzte der erschöpfte Zehntplatzierte Tom Söderdahl im Ziel. Der laufstarke Finne, Vierter der Quelle Challenge in Roth Anfang Juli, war einer von gerade einmal drei Ausländern, denen es gelang, in die starke französische Phalanx einzubrechen. Nizza ist für Franzosen Pflichttermin Der französische Triathlonverband FFTri ist gleichzeitig direkter Arbeitgeber des Nationalteams: Mit der monatlichen Zahlung eines passablen Grundgehalts verpflichtet er seine Athleten zur Teilnahme an nationalen und internationalen Meisterschaften sowie den großen Rennen in Embrun und Nizza. Ausflüge zum Ironman oder anderen unabhängigen Prestige-Rennen werden dagegen nicht so gern gesehen. Das nicht einmal 100 Athleten starke Elite Line-up an der Promenade des Anglais geriet so zum Who is Who der französischen Langspezialisten. Luc van Lierde vor Karriere-Ende? Knapp 90 Sekunden hinter dem früheren französischen Kurzdistanz- und Schwimmspezialisten Benjamin Sanson verließ eine achtköpfige Gruppe mit allen Favoriten das Mittelmeer. Dabei auch der Belgier Luc van Lierde mit dem Versuch, im Xten Comeback seiner Laufbahn die Form für Hawaii zu testen. Eine schier endlose Verletzungsserie hatte den Inhaber der Langdistanz-Weltbestzeit vor dem Start zu der Aussage provoziert: „Wenn ich hier wieder nicht durchkomme, werde ich meine Karriere wohl beenden.“ Früh verlor van Lierde den Anschluss, vorn bildete sich ein starkes Quartett mit dem aktuellen Französischen Meister über die Langdistanz Patrick Vernay, dem Roth-Dritten François Chabaud (FRA), dem Schweizer Kurzstrecken-As Olivier Marceau und Frankreichs Julien Loy. Die Deutschen Steffen Liebetrau und Heiko Tewes arbeiteten sich nach mäßiger Schwimmleistung zusammen mit dem Franzosen Christophe Bastie nach vorn, kamen aber an die Führenden nicht heran. „Als uns bei der Rückkehr aus den Seealpen dann plötzlich dieser Mistral entgegenblies, zog es mir die vorletzten Körner aus den Beinen“, meinte Tewes später im Ziel. Die letzten zehn Radkilometer, aber auch den gesamten 16 Kilometer langen Rückweg vom Laufwendepunkt kämpften die Athleten gegen Windstärke fünf, die Grüppchen zerfielen in eine versprengte Schar von Einzelkämpfern. Wind reißt riesige Löcher Schon im zweiten Wechsel blies der frühere Laufspezialist Vernay zum Angriff, Chabaud verlor gleich den Kontakt und wurde auch von Marceau überlaufen. Der Schweizer hatte allerdings den Windfaktor unterschätzt und fiel kurz hinter dem Wendepunkt wieder auf den dritten Rang zurück. Vernay gewann nach einer phantastischen Laufzeit (1:55:33 Stunden) mit fast elf Minuten Vorsprung. Bester Deutscher wurde Steffen Liebetrau auf Rang 16, wie so oft bezahlte er jedoch für seinen harten Radsplit und benötigte für den monotonen Asphaltlauf fast 28 Minuten länger als der Sieger. Olaf Geserick kam mit einem soliden Lauf noch soeben in die Top-20, Tewes wurde 23. Er war auch einer der Letzten, die van Lierde an diesem Tag sahen. Der habe beim gemeinsamen Lostrotten ein „lockeres Trainingsrennen“ verkündet und sei kurz danach spurlos verschwunden. Kaum vorstellbar, dass der lebenslänglich für Hawaii qualifizierte Belgier nach diesem Auftritt noch in Kona antreten wird. Cleaus Sieg bleibt im Schatten Im Jubel um Vernays Sieg ging die spannende Laufentscheidung zwischen der frischgekürten Duathlon-Vizeweltmeisterin Audrey Cleau und der schwimm- und radstarken Britin Beth Thompson fast unter. Aus 14 Minuten Rückstand machte Cleau noch einen Vorsprung von über acht Minuten. Ihre Landsfrau Isabelle Ferrer wurde Dritte, die Deutsche Vizemeisterin über die Mitteldistanz Kerstin Lohmeyer kam auf Platz fünf. Weder Streckensprecher, noch Zielmoderatoren brachte das Frauenrennen richtig herüber. Erst als die französische Nationalhymne zum zweiten Mal an der Promenade erklang wurde klar: Nizza 2003, die große Saisonabschlussfeier der FFTri, war wirklich eine französische Angelegenheit. Ergebnisse Damen Ergebnisse Herren
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