Road to Tokio 2020: Triathlon-Sekundenfight in Kienbaum

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 15.12.2019 um 11:14
Auf knapp 9 Kilometern und in etwa 20 Minuten Wettkampfdauer wird sich am 28. Mai 2020 entscheiden, wer neben Laura Lindemann und Jonas Schomburg für Deutschland bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio im Triathlon an den Start gehen darf. In Kienbaum, dem Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum für Deutschland, werden in einem internen Testwettkampf, der sich an die Distanzen der erstmals in Tokio im Programm stehenden Mixed Relay anlehnt, die beiden noch vakanten Olympia-Startplätze vergeben.

Somit legt die DTU den Fokus auf den olympischen Team-Wettkampf, bei dem das deutsche Quartett in der Besetzung Laura Lindemann, Valentin Wernz, Nina Eim und Justus Nieschlag im Sommer 2019 etwas überraschend WM-Silber in Hamburg gewonnen hat.

>>Zum Interview mit Justus Nieschlag: Am Tag X muss einfach alles stimmen ...

 

All-Out über 20 Minuten: Sekunden können über das Tokio-Ticket entscheiden

 

Der Modus beim alles entscheidenden Quali-Rennen, bei dem die Athletinnen und Athleten im Einzelstart mit 2 Minuten Startabstand auf  die 300 m Schwimmen, 6,7 km Radfahren und 1,9  km Laufen geschickt werden, ist so simpel wie unumstößlich. Der schnellste Mann und die schnellste Frau erhält das Ticket für Tokio. Die jeweils Zweitplatzierten werden als Ersatz zudem ebenfalls für die Nominierung vorgeschlagen.  

Startberechtigt sind in Kienbaum die Athletinnen und Athleten, die jeweils zum Stichtag 11. Mai 2020 unter den ersten 140 im Olympia-Qualifikations-Ranking (QCR) stehen. Zum derzeitigen Stand (9. Dezember 2019) wären dies bei den Männern neben dem schon qualifizierten Jonas Schomburg (Rang 21), Lasse Lührs (40), Justus Nieschlag (52), Valentin Wernz (71), Jonas Breinlinger (99) und Maximilian Schwetz (113), der allerdings gerade erst seinen Rücktritt vom Leistungssport bekannt gegeben hat.

Bei den Frauen dürften aktuell in Kienbaum Nina Eim (72), Caroline Pohle (89), Anja Knapp (97), Lena Meißner (100), Lisa Tertsch (114), Marlene Gomez-Islinger (118) und Anabel Knoll (124) antreten (die schon qualifizierte Laura Lindemann rangiert auf Position 6). "Wir wollen so auch jüngeren Athleten und Athletinnen ohne Ergebnisse in der World Triathlon Series eine Chance geben", erklärt DTU-Sportdirektor Jörg Bügner.

 

"Kein Medaillendruck" in Tokio -  aber mittel- und langfristig den Triathlonsport wieder mitbestimmen

 

In der offiziellen Erwartungshaltung innerhalb der DTU  sieht man Tokio sowieso eher Durchgangsstation zu den kommenden Olympiazyklen mit den Spielen in Paris 2024 und Los Angeles 2028.  Nach den fetten Jahren, in der immer eine ganz Handvoll Athleten für einen Podiumsplatz in der World Triathlon Series gut war, wurde seit 2012 die Entwicklung verschlafen. "Wir haben viele tolle Athleten und wollen wieder dahin, dass wir den Triathlonsport mitbestimmen", beschreibt Jörg Bügner die mittel- und langfristige Zielsetzung für den Leistungssportbereich der DTU.  

 "Wir haben keinen Medaillendruck, nach dem schwachen Abschneiden von Rio 2016 kann es nur aufwärts gehen," so DTU-Präsident Dr. Martin Engelhardt, der zudem auch die Erwartung an die Staffel etwas dämpft. "Es wäre vermessen zu sagen, wir haben hier eine echte Medaillenchance, wenn man sich die Zusammensetzung der anderen Teams anschaut." "Unter die Top-8", so lautetet die offizielle Vorgabe für die Mixed Relay, wobei das Hamburger Ergebnis gezeigt hat, dass "nach oben alles möglich ist", so Sportdirektor Bügner.   

Für die Einzelentscheidungen wäre man im deutschen Lager mit einer Top-8 Frauenplatzierung und einer Top-15 Männerplatzierung sehr zufrieden. Die Athleten selbst wollen sich damit aber nicht so einfach zufrieden geben. "Ich habe das große Ziel eine Olympia-Medaille zu gewinnen," gibt Laura Lindemann ihre Zielrichtung für das Jahr 2020 offensiv vor.