Der Ironman Hawaii und die Deutschen: Eine Erfolgsgeschichte mit Anlauf

von H. Eggebrecht für tri2b.com | 09.10.2013 um 15:38
Am 18. Oktober 1997 war es, als Thomas Hellriegel als erster Deutscher überhaupt den Ironman Hawaii gewonnen hat. Tags darauf verkündete der Bruchsaler bei seiner Siegerehrungsansprache: „It´s time to learn German“. Ja, es wurde Zeit, auf Hawaii deutsch zu lernen. Denn seitdem sind deutsche Athleten aus den Ergebnislisten nicht mehr wegzudenken – und es folgten noch drei weitere Siege.

Nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite gehörten deutschen Triathleten ab der ersten Austragung des Ironman Europe in Roth im Jahr 1988, der erste Triathlon bei dem man sich in Europa für Hawaii qualifizieren konnte, zu den auffälligsten Nationen in Kona. Bis an die 230 Deutsche schafften in den Hochzeiten der 90er und 2000er Jahr die Quali für Hawaii. In den letzten Jahren ging die Qualiquote der Germans etwas zurück. In diesem Jahr sind es wieder 208 Athleten, die das Ticket auf das Pazifik-Archipel gelöst haben. In den 80iger Jahren rückten die Triathlon-Pioniere Manuel Debus und Detlef Kühnel erstmals den Ironman auf Hawaii in das Interesse der Ausdauersportler. Es folgte Hannes Blaschke, der 1985 als Vierter fast den Sprung auf das Podest schaffte. Wobei Triathlon damals absoluten Exoten-Status genoss.

Aschmoneit, Zäck und Dittrich: Deutscher Dreikampf auf Hawaii

Größeres Pressecho gabs dann, als „Asche“ Dirk Aschmoneit, „Bub“ Jürgen Zäck und Wolfgang Dittrich auftauchten. Das deutsche Ironman-Trio glänzte Ende der 80iger, Anfang der 90iger Jahre mit tollen Leistungen. So war Wolfgang Dittrich 1993 der erste Deutsche, der es in Kona als Dritter auf das Podest schaffte. Dazu gabs regelmäßig einen verbalen Schlagabtausch und markige Sprüche, damals wie heute ein Fressen für die Presse. Aus dem Trio blieb Jürgen Zäck übrig, der 1997 Thomas Hellriegel zum historischen Erfolg trieb. Zäck selbst wurde Zweiter und Lothar Leder Dritter. Wobei besonders das Duell Zäck gegen Leder nun an Brisanz gewann. „Ich hätte den Jürgen am liebsten nochmal überholt“, so Leders damaliger Kommentar, als er den im Wanderschritt marschierenden Zäck bei der Auflage 1998 überholte.

Die fetten Jahren: Stadler und Al-Sultan machten Kona zur DM

Danach folgte die Kona-Ära von Faris Al-Sultan und Norman Stadler. Dreimal in Folge (Stadler 2004, Al-Sultan 2005, Stadler 2006) ging der Sieg an Schwarz-Rot-Gold. Selbst Insider glaubten fest daran, dass auch in den Folgejahren Kona eine Art deutsche Langdistanzmeisterschaft bleiben wird. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. 2007 reiste extra die ARD für eine große Hawaii-TV-Nacht an, um mit ansehen zu müssen, wie die Topfavoriten Stadler und Al-Sultan wegen eines Magendarm-Virus aufgeben mussten beziehungsweise gar nicht erst antraten. Bezeichnender Weise wurde an diesem schwarzen Tag der Deutschen der Berufsschullehrer Frank Vitrisal bester German am Alii Drive.Nun ist die Zeit reif für den fünften deutschen Sieg. Andreas Raelert ist nach seinen insgesamt vier Podiumsplätzen in Folge ein Kandidat dafür – aber auch Sebastian Kienle. Der Knittlinger schnupperte 2012 bei seiner Kona-Premiere bereits am Podium und wurde Vierter, obwohl er durch einen Raddefekt viel Zeit verlor. In diesem Jahr ist der frischgebackenen zweimalige Ironman 70.3-Weltmiester einer der Favoriten. Eine Rolle, mit der Kienle klarkommt.

Die Frauen werden wohl weiter im Schatten der Männer bleiben

Bei den Frauen schaut die Bilanz bei weitem nicht so toll aus. Zudem sorgte die bis dato erfolgreichste deutsche Frau in Kona 2004 für den großen Sündenfall. Nina Kraft, zuvor mehrmals auf dem Podium, war bei ihrem Sieg mit EPO gedopt. Vor Kraft war es vor allem Ute Mückel, die den deutschen Frauen-Triathlon in Kona an die Weltspitze heranführte. Mehrmals schaffte es die ehemalige Topschwimmerin in den 90igern die Top Ten, der erhoffte Podiumsplatz blieb ihr allerdings verwehrt. Den schaffte 2008 völlig überraschend Sandra Wallenhorst mit Rang drei. Die Hannoveranerin sorgte dann zwei Jahre später durch die kuriose Disqualifikation wegen Abkürzens der Strecke aber ebenfalls für einen Eklat. Nun ruhen die Hoffnungen auf anderen Athletinnen. Sonja Tajsich zum Beispiel. 2011 war sie Siebte in Kona und zum erstenmal unter den besten zehn Athletinnen. 2012 machte sie es noch besser und wurde Vierte. Sonja Tajsich hat Freundschaft geschlossen mit dem Ironman Hawaii. Hinter ihr stehen schon andere an: Anja Beranek wäre eine Athletin, die mittelfristig in Kona in die Fußstapfen Tajsichs treten kann. Expertentipps holt sich Beranek von keinem geringeren als von Thomas "The Wheel" Hellriegel, der vor 16 Jahren Deutsch auf Hawaii hoffähig machte.


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