Conny Dauben: Vom Ski-Nachwuchskader zur Ultraman-Weltmeisterin

Sven Weidner für tri2b.com | 19.02.2020 um 16:42
Viele Triathleten haben den Namen Conny Dauben mit Sicherheit schon gehört. Denn mit der Teilnahme an über 40 Langdistanzen und die Teilnahme an verschiedensten Ausdauerwettkämpfen, ist der Wahrscheinlichkeit gar nicht so gering mit ihr schon einmal an der Startlinie gestanden zu haben. Mit Siegen beim Ostseeman und der Ultraman Weltmeisterschaft auf Hawaii hat Conny zudem einen ziemlich beeindruckenden Palmarès vorzuweisen. Doch mit Sicherheit wissen die wenigsten was Deutschlands erfolgreichste Athletin bei der Ultraman WM schon alles für Wettkämpfe absolviert hat und wie sie zum Triathlon gekommen ist. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus, dass die sympathische Athletin aus dem Ruhrpott eine Karriere im Ausdauersport einschlägt.

tri2b.com: Conny, wie bist du zum Triathlon und speziell zum Ultraman gekommen?
Conny Dauben (C.D.): Eigentlich war ich als Schülerin im Nachwuchskader Ski-Alpin. Eines Tages hat mich aber ein Kollege beim Ferienjob während der Schulzeit angesprochen und gefragt ob der städtische Jedermann-Triathlon nichts für mich wäre. Nach diesem wurde ich direkt von einem Triathlonteam angesprochen und so führte eins zum anderem. Auf die langen Strecken bin ich dank dem Sachsenman (heute der Schlosstriathlon Moritzburg) gekommen, bei dem Frauen im Jahr 1999 noch umsonst auf der Langdistanz starten konnten. Noch im selben Jahr habe ich einen Vereinskollegen dann beim Ultraman supportet. Das war im Nachhinein so anstrengend, dass ich mir gesagt habe, dass ich den Triathlon auch selbst machen könnte.

tri2b.com: Wann hast du das erste Mal selbst teilgenommen?
C.D.: Meine erste eigene Teilnahme war im Jahr 2000. In diesem Jahr hatten wir sehr schwierige Bedingungen, da beim 10 km Schwimmen eine sehr starke Gegenströmung herrschte. Ich habe für den Abschnitt ca. 6 Stunden gebraucht und wurde dann leider wie der Großteil des Feldes kurz vorm Ende des Radsplits aus dem Rennen  genommen, da das Zeitlimit überschritten war. Nichtsdestotrotz habe ich an den beiden folgenden Tagen weiter gemacht und mir die Participant-Medaille verdient. Da stand für mich fest, dass ich nochmal wiederkommen möchte. Zwei  Jahre später, im Jahr 2002, konnte ich das Rennen dann finishen und gewinnen.

tri2b.com: Was hat dich dann nochmal bewogen nach 17 Jahren nochmals am Ultraman teilzunehmen?
C.D.: Schon nach meinem Sieg 2002 war für mich klar, dass ich nochmal beim Ultraman starten möchte, da es eine sehr schöne Veranstaltung ist. 2019 habe ich mir dann gedacht. Wenn nicht jetzt wann dann? Und so habe ich mich nochmals beworben.

Conny Dauben mit ihrer Ultraman Support-Crew im Ziel in Kailua-Kona - © Privat

tri2b.com: Mit welchen Erwartungen bis du dann in deinen dritten Ultraman gegangen?
C.D.: Da ich vor dem Wettkampf an einem Infekt litt, habe ich mir nicht viel vorgenommen. Ich habe mir vorgenommen an jedem Wettkampftag vor dem Start in mich rein zu hören und zu schauen was heute möglich ist. Natürlich schielt man auch mal auf die anderen Teilnehmer und wie es ihnen geht. In erster Linie ist es aber am wichtigsten auf seinen eigenen Körper zu hören und die Kraftreserven gut zu verwalten.

tri2b.com: Also hattest du dir keine spezielle Renntaktik vorgenommen?
C.D.: Ich wusste ja wie sich der zweite und dritte Tag anfühlt. Deshalb war es mir am wichtigsten meine Kräfte clever einzuteilen. Das ist eine wirkliche Kunst an allen drei Tagen ausreichend Körner im Tank zu haben, um die optimale Leistung abzurufen. Darüber hinaus kann so viel passieren in drei Tagen. Ich kann zum Beispiel am ersten Tag eine rote Karte für das überfahren eines Stoppschildes bekommen oder am zweiten Tag einen Platten, sodass meine Zielsetzungen damit über den Haufen geworfen worden wären.

tri2b.com: Du sprichst das Thema Energie an. Wie planst du die Ernährung und Erholung bei solch einem Wettkampf?
C.D: Ich habe eigentlich keine feste Routine. Am Freitag und Samstag habe ich mich massieren lassen und bin dann unter die Dusche gesprungen. Für eine Runde auf der Blackroll habe ich meist keinen Nerv mehr nach den Etappen. Da lege ich lieber direkt die Beine hoch. Die Ernährung hängt auch von der Unterkunft ab. Am besten klappt bei mir Nudeln in den Topf und ein Eiweißshake nach den Etappen.

tri2b.com: Selbst in optimaler Verfassung geht man auf so einer Wettkampfdistanz durch so einige mentale Täler, wie versuchst du dich aus diesen wieder raus zu holen?
C.D: Ich habe schon so ziemlich alles im Ausdauersport, egal ob im Training oder Wettkampf, erlebt. Das ist ziemlich gut für den Kopf, denn bisher habe ich nie einen Wettkampf vorzeitig abgebrochen. Wenn ich so darüber nachdenke, wunder ich mich selbst, was ich schon so alles gemacht habe (Anm. d. Red.: 4x Ironman Hawaii, Vasaloppet, Two Oceans Ultra, TransAlp auf dem Rad, 100 km von Biel, Ötztaler Radmarathon, ca. 40 Langdistanzen, uvm.). Dementsprechend sage ich mir dann im Wettkampf, dass es aktuell gar nicht so schlimm ist und ich das an Tag XY auch schon durchgestanden habe und es weiter geht.

tri2b.com: Das klingt wirklich so als ob dich nichts einschüchtern könnte. Aber gibt es vielleicht doch einen Part beim Ultraman, der dir besonders viel abverlangt?
C.D.: Ich kann ja alles, aber nichts so richtig J. Von daher habe ich vor den Distanzen keine Angst. Am härtesten für mich ist wahrscheinlich das Schwimmen. Wir haben hier in Deutschland ja meist das Problem, dass man eigentlich nur im Pool oder vielleicht mal im See oder Fluss trainiert. Da kostet das offene Meer schon eine kleine Überwindung. Da kämpft man schon etwas mit dem Kopf, da es mit zunehmender Tiefe unter einem immer dunkler wird und natürlich auch die Tiere größer werden. Darüber hinaus sind die Erfahrungen von 2000 mit der extremen Gegenströmung noch im Kopf. Da freut man sich beim Schwimmen schon auf das Radfahren. Für das Laufen gilt bei mir einfach loslaufen und gucken was die Beine so hergeben.

Conny Dauben beim Doppelmarathon zwischen Hawi und Kailua-Kona - © Privat

tri2b.com: Bei der letzten Auflage lief es ja beim Laufen sehr gut für dich und du hast nochmal ordentlich Zeit aufgeholt. Hättest du dir am liebsten noch 5 km mehr gewünscht, um vielleicht zum zweiten Mal den Ultraman zu gewinnen?
C.D.: Im Nachhinein ist es leicht zu sagen „Ja klar“, aber in dem Moment mit 84 Laufkilometern und der Vorbelastung in den Beinen eher „naja“. 2002 hätte ich mit derselben Leistung vielleicht sogar gewonnen. Die Siegerin sagte mir, dass sie eigentlich schon total fertig war und das Rennen mental aufgegeben hat und am wandern Richtung Kona war. Dann wurde ihr aber per Smartphone mitgeteilt, dass sie gewinnt, wenn sie nur ein wenig beschleunigen würde. So hat sie nochmal die zweite Luft bekommen.

tri2b.com: Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie dein Training aussieht, um solch eine Leistung abzurufen?
C.D.: Eigentlich ist das kaum anders als für eine Langdistanz. Da ist vielleicht mal die ein oder andere längere Einheit dabei, wie ein 12 Stunden Schwimmen als 10 km Simulation oder eine lange RTF. Im Lauftraining mache ich niemals mehr als 60 km am Stück. Ich schaue häufig auch einfach mal auf den Wetterbericht und wenn es Sonne gibt, sitze ich auf dem Rad und bei Regen geht es eher ins Schwimmbad. Natürlich spreche ich mich aber auch mit den Trainern aus meinem Verein ab. Mit diesen Grundsätzen fahre ich ganz gut und hatte noch nie eine größere Verletzung.

tri2b.com: Beim Ultraman kämpft man nicht ganz alleine gegen Konkurrenten und Strecke. Das Reglement schreibt Supporter für jeden Athleten vor. Wie groß war deine Crew und mit welchem Aufwand das beim Ultraman verbunden?
C.D.: Ich hatte zwei Supporter, welche auch die Mindestanzahl darstellt. Allerdings würde ich sagen, dass drei wahrscheinlich noch besser gewesen wären. Vor allem der monetäre Aufwand ist nicht zu unterschätzen, da das Startgeld mittlerweile 2.000 US-Dollar beträgt. 2002 waren es nur 500 Dollar. Dazu kommen nochmal ca. 5.000 Euro für Flüge, Verpflegung, Mietwagen und so weiter. Dabei konnte ich noch von einer privaten Unterkunft profitieren, was es etwas günstiger gemacht hat. Wenn man wie meine Freundinnen noch Urlaub mit Inselhopping macht, kommen noch weitere Kosten auf einen zu.

tri2b.com: Du hast die Steigerung des Startgeldes angesprochen. Hat sich sonst noch etwas in den Jahren geändert?
C.D.: Also grundsätzlich besteht das Orga-Team noch aus denselben Leuten, auch wenn es eine neue Chefin gibt. Dementsprechend kann man wirklich von einer Ultraman-Familie sprechen, bei der man jeden kennt und sich jeder hilft. Als wirkliche Veränderungen am Wettkampf sind mir der neue Zielbogen, die veränderte Streckenführung durch den Ausbruch des Kilauea und Moderator-Ikone Bob Babitt aufgefallen. Auch der Verkehr auf Big Island hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

 

tri2b.com: Im Fußball gilt die Weisheit, dass nach dem Spiel vor dem Spiel ist. Was steht bei dir als nächstes großes Projekte an?
C.D.: Also ich habe da eine Liste auf der wird immer mal wieder was gestrichen und neu dazu geschrieben. Ich habe mich aktuell das fünfte Mal beim Norseman auf einen Startplatz beworben. Was aber auch ganz weit oben auf meiner Liste steht ist das Race Across America. Eigentlich wollte ich das immer alleine machen, aber mittlerweile wäre auch ein 4er oder 8er Team für mich okay. Wenn man mir jetzt aber spontan 10.000 Euro in die Hand drücken würde, würde ich mich sofort für den Einzelwettkampf anmelden. (nach unseren Gespräch war Conny im Agegroup-Rennen bei der ITU Wintertriathlon WM in Asiago am Start - Rang 7 in der AG 45)

tri2b.com: Conny, vielen Dank für das nette Gespräch! Wir drücken dir die Daumen, dass die Anmeldung beim Norseman möglichst schnell erfolgreich ist und sich eine Option für das RAAM auftut.
C.D: Immer wieder gerne. Auf Wiedersehen.