Ina Reinders: Die Langdistanz als neue Herausforderung

H. Eggebrecht für tri2b.com | 19.11.2006 um 20:14
Im letzten Sommer versuchte sich Ina Reinders beim IRONMAN Kanada erstmals an den magischen 226 Rennkilometern, die im Triathlonsport das Nonplusultra bedeuten. Nach einem Einbruch im Marathon und Rang 13 gab es trotzdem noch einen der begehrten Startplätze für das Profifeld beim IRONMAN Hawaii. Dort bremste dann ein Reifendefekt die in München lebende ehemalige DTU-Kaderathletin aus -Rennaufgabe statt Blumenkranz und Finisher-Medaille am Alii Drive. tri2b.com hat die Lehramtsstudentin für Wirtschaft und Erdkunde zu ihren ersten Erfahrungen auf der Langstrecke und ihren triathletischen Zukunftsplänen befragt.

tri2b.com: In der Ergebnisliste des IRONMAN Hawaii unter der Rubrik DNF aufzutauchen wird in Triathlonkreisen oft auch als Super-GAU bezeichnet. Umso mehr, wenn es gar das Hawaii-Debüt war. Hast du den defektbedingten Rennausstieg gut verkraftet? 
Ina Reinders (I.R.): Klar ärgere ich mich darüber. Aber ich brauch mir nichts vorzuwerfen. Ein Plattfuß kann einfach immer passieren. Es war ja auch der erste in einem Wettkampf, seit dem ich im Triathlon dabei bin. Dass der gewechselte Reifen dann gleich wieder platt war, kann vielleicht auch mit einem Fehler beim Wechseln zu tun haben. Das ist eben passiert, Schwamm drüber. Bis zu dem Defekt hat aber alles gepasst. 

tri2b.com: Über den Ausgang des Rennens ohne den Reifenschaden ließe sich nur spekulieren. Sicher im Ziel bist du auf Hawaii erst, wenn du die Finishline vor Augen hast.
I.R.: Klar, es hätte noch so viel passieren können. Aber ich hab zumindest gezeigt, dass ich im erweiterten Spitzenfeld dabei sein kann. Das ist auch die Motivation, die ich von Hawaii mit in die Vorbereitung auf 2007 nehme. 

tri2b.com: Man wird dich also wieder an der Startlinie eines Ironman sehen? 
I.R.: Ja, letzte Woche hab ich meine Startzusage für den IRONMAN Germany gegeben. Darauf will ich dann natürlich auch das Training ausrichten. Meine Starts in derBundesliga werde ich deshalb etwas zurückstellen, wobei ich vor Frankfurt schon vorhabe, zumindest zwei Ligarennen zu bestreiten. Aber der Start bei der Kurz-DM in München macht damit definitiv keinen Sinn. Mein Hauptziel ist also ganz klar die Langdistanz. 

tri2b.com: Gibt es bestimmte Gründe für die Hinwendung zur Langstrecke? 
I.R.: Das in guter Regelmäßigkeit auftretende Belastungsasthma macht mir gerade bei den hochintensiven Belastungen zu schaffen, wie sie auf der Kurzdistanz in jedem Rennen Gang und Gebe sind. Auf der Langstrecke, mit der insgesamt niedrigeren Wettkampfsintensität ist auch die Beanspruchung der Atemwege geringer. 

tri2b.com: Wie schaut das Training aus, wenn eine Kurzstrecklerin auf die Langdistanz wechselt? 
I.R.: Sicher etwas anders als im letzten Jahr. Auf Kanada hatte ich mich nur knapp zehn Wochen etwas spezieller vorbereitet. Davor war ich voll auf die Kurzdistanz konzentriert. Jetzt wird das ganze Training mehr auf die langen Strecken ausgerichtet sein. Speziell lange Laufeinheiten fehlen mir noch, da hab ich Aufholbedarf. Und auch im Radfahren kann ich bei den langen Einheiten noch zulegen. 

tri2b.com: Heißt das auch, dass du dich jetzt Full-Time auf den Triathlonsport konzentrieren willst? 
I.R.: Im Gegenteil. Im April schreibe ich mein Staatsexamen, deshalb bin ich schon jetzt fleißig am lernen. Mein Training werde ich aber wie gewohnt durchziehen, da ich die Bewegung einfach als Ausgleich brauche. Den ganzen Tag vor den Büchern zu sitzen, schaffe ich sowieso nicht. Und das wirklich umfangreiche Training für Frankfurt werde ich dann nach meinen Prüfungen absolvieren. 

tri2b.com: Andere zieht es schon im Winter oft mehrmals ins Trainingslager unter südliche Sonne. Deinen Trainingspartner Faris Al-Sultan ebenfalls. 
I.R.: Im Januar ist schon ein ungefähr zweiwöchiger Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten zusammen mit Faris geplant. Außerdem starte ich dort am 19. Januar 2007 bei einem Rennen. Ansonsten steht aber jetzt erst mal das Lernen im Vordergrund. 


tri2b.com: Mit guten Langdistanz-Athletinnen sind wir in Deutschland nicht gerade gesegnet. Arrivierte Athletinnen wie zum Beispiel Katja Schumacher werden irgendwann zurücktreten, vom Nachwuchs ist wenig zu sehen. Das Hawaii-Ergebnis zeigt es ja sehr deutlich. Gibt es Gründe, weshalb die Damen da den Herren momentan so hinterher laufen? 
I.R.: Nachdem Andrea Brede verletzt absagte und Nina Eggert sich auf die 70.3-Strecke konzentriert hatte, waren die eigentlich aussichtreichen Athletinnen nicht dabei. Von den jüngeren Athletinnen, die auf der Kurzstrecke Erfolg haben, haben bis jetzt nur wenige den Wechsel auf die Langstrecke gewagt. Kathrin Paetzold wäre sicher auch ein Talent für die Langdistanz. Sie hat aber leider immer wieder gesundheitliche Probleme. Ich gebe mir größte Mühe, in die Bresche zu springen. 

tri2b.com: Ein kleiner Ausblick auf 2007. Wie schaut für dich das optimale Ironman-Rennen aus? 
I.R.: Eigentlich so wie der IRONMAN Kanada. Bis Kilometer 28 des Marathons war das für mich ein perfektes Rennen. Wenn ich so einen Wettkampf bis ins Ziel bringe, dann wäre das Optimal. Gelingt mir das in Frankfurt, dann ist auch ein Rang unter den Top Five möglich.