Nicole Leder: Das Rennen genießen und alles geben

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Es ist Rennwoche in Kailua-Kona und wir treffen uns mit Nicole Leder zu einem kurzen Gespräch. Deutschlands erfolgreichste Triathletin der vergangenen Jahre wirkt sehr locker drei Tage vor dem Ironman Hawaii 2010

tri2b: Nicole, seit zehn Jahren kommst du bereits nach Hawaii zur Ironman-Weltmeisterschaft und bist bei deiner ersten Teilnahme 2000 sofort beste deutsche Teilnehmerin geworden. Kannst du dich daran noch erinnern? 
Nicole Leder (N.L.): Das ist lange her, aber ich erinnere mich noch sehr gut, wie faszinierend und beeindruckend das alles auf mich gewirkt hat. Es war eine komplett neue Erfahrung und ich kannte ja niemanden. Für den Wettkampf war das natürlich ein Vorteil, 14. bin ich geworden. 

tri2b: Ist das heute nicht mehr so? 
N.L.: Natürlich, man kennt vieles, trifft viele Bekannte und ist viel abgelenkter. Außerdem steht der Wettkampf und die Leistung mehr im Vordergrund, dadurch nimmt man alles andere nicht mehr so auf. Ein anderer Aspekt ist, dass ich ohne meine Familie reise. Ich vermisse natürlich besonders meine Tochter und man macht sich diesbezüglich viele Gedanken. Da rückt das Erlebnis doch auch etwas in den Hintergrund und man konzentriert sich auf das Wesentliche. 

tri2b: Du hast dich dieses Jahr in China qualifiziert, bist dort Zweite geworden. Der Qualifikationsmodus hat sich ja nun bei den Profis geändert, was bedeutet das für dich, für Lothar und die Familie? 
N.L.: Generell hat das für den Triathlon schon einen Vorteil, weil die Qualität wieder zunimmt und die Anzahl der Teilnehmer bei der WM auf Hawaii weniger wird. Für uns bedeutet das mehr Präsenz und Bindung an einen Veranstalter. Man wird in seinen Möglichkeiten eingeschränkt, noch wo anders zu starten und mehr als ünf Ironmans in einem Jahr sind ohnehin nicht möglich. Da bleibt keine Platz und keine Zeit mehr für anderes. Wie wir uns da familiär arangieren, darüber mach ich mir noch keine Gedanken.

tri2b: Für deine Vorbereitung auf Hawaii bist du auf Lanzarote gewesen, ein idealer Ort zum trainieren. Wo lagen die Schwerpunkte? 
N.L.: Lanzarote ist toll. Ich war zusammen mit Maike Krebs dort und wir sind überwiegend Rad gefahren. Es war sehr windig und heiß, also fast so wie auf Hawaii. Zwei Wochen haben wir gemeinsam trainiert sind auch viel gelaufen und vor allem hat es Spass gemacht! 

tri2b: Hast du noch einmal deine Leistung gegenüber Sommer steigern können und gerade im Hinblick auf Hawaii konserviert? Deine Saison lief ja bis auf die Quali eher mäßig. 
N.L.: Nach China bin ich immer wieder krank geworden und hab das nicht los bekommen. Dann hab ich wieder etwas trainiert und hatte erneut eine Viruserkrankung und so hat sich das durchgezogen. In Franfurt wollte ich bei meinem Heimrennen unbedingt starten, auch wenn ich wusste, dass es schwer werden würde. Wichtig war für mich aber, dass ich gefinished habe, auch wenn es ab der Mitte des Rennens aussichtslos war, mich noch besser zu platzieren. Von da an gings dann aber gesundheitlich wieder besser und ich konnte wieder mehr und regelmäßig trainieren. So gesehen habe ich mich schon etwas steigern können, vor allem ist meine Leistung stabiler geworden. 

tri2b: Du sagtest, dass es dir wichtig war zu finishen. Ist das nicht generell das Wichtigste in einem Ironman, oder beim Triathlon überhaupt? Gerade wenn man an die vielen Altersklassen-Athleten denkt, die einen Rennausstieg nur als aller letzte Möglichkeit hinnehmen? 
N.L.: Das ist schon richtig, aber gerade wegen des neuen Qualifikationsmodus muss sich ein Profi nun überlegen, ob er trotz aussichtsloser Platzierung aussteigt, um sich die Chance in einem anderen Rennen offen zu halten. Oder er unbedingt ins Ziel kommen will und dann ewig regenerieren muss. Das gilt es abzuwägen, schließlich lebt er vom Sport. 

tri2b: Schauen wir auf das Rennen am kommenden Samstag. Welche Erwartungen stellst du an dich selbst? In welchem Bereich ordnest du deine mögliche Leistung ein? 
N.L.: Generell ist Hawaii immer etwas Besonderes und ich freue mich hier starten zu können. Hauptsächlich möchte ich einen schönen Wettkampf und ihn auch genießen können. Eine Leistungsexplosion kann man jetzt nicht erwarten, aber man weiß ja nie. Aber mir ist wichtig, mein Potential auszuschöpfen und die vorhandene Leistung abzurufen. Ich muss einfach schauen, wie ich durch das Radfahren komme. Früher hatte ich eher Angst durch das Lavafeld, da ist mir das Training auf Lanzarote sicherlich entgegen gekommen. Wenn das klappt und es im Marathon auch gut läuft, dann werde ich sehen, wo ich raus komme. Mehr kann ich nicht machen. 

tri2b: Dann wünsche ich dir für das Rennen viel Erfolg, dass es so läuft, wie du es dir vorstellst.