Rainer Düro: Unsere Athleten werden vorne sein

H. Eggebrecht für tri2b.com | 15.04.2008 um 19:27
“Olympia ohne deutsche Triathleten?“ - Mit dieser reißerischen Überschrift begleitete die Tagespresse im Februar den selbst für Insider undurchsichtigen Machtwechsel in der Deutschen Triathlon Union. Rainer Düro, der 13 Jahre lang die Geschicke des rheinland-pfälzischen Triathlonverbandes leitete, ist seit dem 17. Februar an der Spitze der DTU. 23 Mal hat sich der 61-Jährige als aktiver Triathlet der Herausforderung Ironman gestellt. Jetzt steht der Trierer vor der großen Aufgabe, den Dachverband im Olympiajahr in die richtige Richtung zu lenken. tri2b.com hat mit Rainer Düro über die ersten Wochen im neuen Amt gesprochen.

tri2b.com: Herr Düro, zwei Monate Amtszeit sind vorbei. Wie ist ihr persönliches Fazit? 
Rainer Düro (R.D.): Das einiges an Arbeit auf mich zukommt, war mir schon klar. Deshalb haben wir auch gleich am Tag nach der Wahl am 17. Februar die Arbeit aufgenommen. Wir haben uns Prioritäten gesetzt, nachdem wir gesehen haben, dass es verschiedene offene Baustellen gibt. Wir haben uns dann vier, fünf Punkte herausgegriffen, die uns besonders wichtig sind und die auch sofort in die Bearbeitung gingen. 

tri2b.com: Welche Baustelle lag an erster Stelle? 
R. D. Oberste Priorität hatte und hat das Leistungssportteam und Olympia. Hier ging es darum, die in den Medien zu lesenden Aussagen – wie Olympia sei für deutsche Athleten in Gefahr – nicht an die Athleten heran zu tragen und somit für die nötige Ruhe zu sorgen. Wir sind hier mit unserem Leistungssportteam um Sportdirektor Rolf Ebeling sowie den Trainern Wolfgang Thiel und Roland Knoll auf einem sehr guten Weg. Wir haben so viele Athleten in der Spitze, so dass wir mit großen Chancen nach Peking fahren werden. Da, wo sich die DTU-Athleten platzieren, wird gleichzeitig auch vorne sein. Da bin ich mir sicher. 

tri2b.com: Kritiker äußerten sich in die Richtung, dass mit dem neuen Präsidium ein Rückschritt im Anti-Dopingkampf zu erwarten ist. Besteht die Gefahr? 
R. D. Nein, auch hier ist der neue Weg schon eingeleitet. Den haben wir in den ersten sechs Wochen meiner Amtszeit forciert. Das neue System des Dopingkontrollsystem wird auf mehrere Standbeine gestellt. Wir haben einen neuen Vertrag mit der NADA abgeschlossen und es gibt mehr Trainingskontrollen, die allesamt vom renommierten Unternehmen PWC durchgeführt werden. Eine absolut neue Sache ist das Abkommen mit dem Deutschen Institut für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) in Köln. Diese Institution übernimmt im Falle eines auftretenden Dopingfalls in Zukunft die juristische Abdeckung. Dies bietet Vorteile in mehreren Punkten. Der Fall wird neutral und sicher wesentlicher professioneller behandelt, als es irgendein Sportverband selbst könnte. Das DIS ist die nationale Entsprechung des internationalen Sportgerichtshof in Lausanne (CAS), der höchsten Instanz in Dopingfragen. 

tri2b.com: Wie geht es hier in der praktischen Umsetzung voran? 
R. D. Hier haben wir vor wenigen Tagen die Elitestartpassinhaber und die Kadermitglieder aufgerufen, sich ab sofort in einer freiwilligen Vereinbarung diesem neuen Ablauf zwischen DTU und DIS zu unterwerfen. Die aktuelle Resonanz der Athleten ist dazu sehr positiv. Im nächsten Schritt gilt es dann, unsere Anti-Doping-Ordnung auf den neuesten Stand zu bringen. Mehr noch: Wir müssen Vorreiter sein, beziehungsweise sind wir das in der Tat. Denn nach dem Deutschen Leichtathletik-Verband sind wir erst der zweite olympische Spitzensportverband, der diesen neuen Weg geht. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass alle unsere Eliteathleten dieser freiwilligen Vereinbarung zustimmen und so dieser neue Weg schon in dieser Saison greift. 

tri2b.com: Fragt man Eliteathleten nach der Häufigkeit von Dopingkontrollen, so kommen sehr unterschiedliche Antworten heraus. Von gar nicht bis regelmäßig. Welcher Aufwand ist hinter dem Dopingkontrollsystem im deutschen Triathlonsport? 
R. D. Der Aufwand wird hier deutlich ausgeweitet. Das Budget für Dopingkontrollen wird 2008 um 160 Prozent erhöht. Ausgedrückt in Kontrollen bedeutet dies, dass es zu einer Ausweitung von 300 auf 500 Kontrollen im Bereich der Elitepassinhaber und Kaderathleten kommt. 

tri2b.com: Die ersten Baustellen betreffen die gut 100 Spitzenathleten. Was macht das neue Präsidium für die Basis. Die vielen Startpassinhaber, Hobbytriathleten und den Nachwuchs? 
R. D. Im Bereich Kinder- und Jugendtriathlon haben wir die schon im letzten Jahr sehr erfolgreich gestartete Asics-Schülertour. Hier haben wir uns klare Ziele gesetzt. So sollen zum Beispiel Schulprojekte weiter ausgebaut werden. Hier haben wir noch sehr viel Potential. Triathlon ist für den Breitensportgedanken eine hervorragende Sportart. Sie verbindet mit Schwimmen, Radfahren und Laufen die drei Disziplinen, die eigentlich jedes Kind, jeder Jugendliche kann. Und in der Gemeinschaft macht es noch mehr Spaß. Hierzu fallen mir die Stichworte Familientriathlon, Staffelrennen im Hobbybereich und Firmentriathlon ein. Diese Felder müssen wir bearbeiten, um in der Breite noch besser wahrgenommen zu werden. 

tri2b.com: Das kostet aber auch alles Geld. In der Diskussion um die Präsidiumsneuwahlen ist mehr und mehr durchgesickert, dass es um den Haushalt der DTU nicht besonders gut steht? 
R. D. Es ist richtig, dass uns das alte Präsidium nicht gerade in einer rosigen finanziellen Situation verlassen hat. Hier gilt es, eine klare Konsolidierung der Finanzen herzustellen. Das kann nicht von heute auf morgen geschehen, aber das Ziel muss für einen so aktiven Verband sein, wieder die Mittel zu haben, um auch die visionären Projekte anzugehen. Hier gilt es, den tollen Triathlonsport als einen sauberen Sport darzustellen, das muss die erste Aufgabe sein. Dann ist Triathlon auch bei den Sponsoren ganz oben angesiedelt. Auch hier ist der richtige Weg eingeschlagen, wie es die Leistungen bei der WM eindrucksvoll gezeigt haben. Unsere sehr guten Langstreckler nicht zu vergessen. 

tri2b.com: Mitte August, während Olympia, werden sie das erste halbe Jahr ihrer Amtszeit hinter sich haben. Ihr Wunsch für die Spiele? 
R. D. Ich wünsche mir, dass alle sechs Athleten, die dort am Start sein dürfen, ihren persönlichen Traum verwirklichen. Ich glaube, jeder der deutschen Starter hat die Chance auf eine Top Ten-Platzierung. Und auch den Blick in Richtung Medaillenränge sehe ich als realistisch, ohne den Druck auf manche Athleten zu erhöhen. Das wäre eine phantastische Sache.