Tim Rose: Nicht nur engstirnig auf die Triathlonwelt gucken

Harald Eggebrecht für tri2b.com | 13.03.2019 um 11:21
Über 200 Triathleten aus Deutschland waren 2018 beim Ironman Hawaii dabei. Der Warburger Tim Rose war einer davon und stand dabei etwas mehr im Rampenlicht, weil er mit seinen 21 Jahren der jüngste Deutsche an der Startline in Kailua-Kona war. Rose tritt als Markenbotschafter für den amerikanischen Sportartikelhersteller Under Armour auf. Beim europaweiten Launch des Under Armour HOVR Infinite Runningschuhs haben wir mit Tim Rose unter anderem über das Sehnsuchtsziel Hawaii, die Vermarktung als Agegroup-Athlet, sein Training und über Vorbilder gesprochen.

tri2b.com: Du warst im vergangenen Jahr der jüngste deutsche Teilnehmer beim Ironman Hawaii. War Kona schon immer das Sehnsuchtsziel für dich?
Tim Rose (T.R.): Bei mir war es so. Ich habe 2013 mit dem Triathlon angefangen und seitdem war Hawaii das große Ziel. Dass es dann gleich beim ersten ernsthaften Versuch beim Ironman in Maastricht geklappt hat, war natürlich eine super Sache.

tri2b.com: Du bist gerade erst 22 Jahre alt geworden und schon auf der Langdistanz unterwegs. Das ist ja eher untypisch und widerspricht hinsichtlich einer langfristigen Leistungsentwicklung  der Lehrbuchmeinung, erst Speed auf den kürzeren Distanzen aufbauen und dann erst im höheren Athletenalter die langen Sachen in Angriff nehmen.
T.R.: Bei mir ist es so, dass meine physiologischen Werte in Richtung Langdistanz schon etwas besser sind als auf der Kurzdistanz. Aber die Langdistanz bockt mich einfach auch mehr an. Ich verspüre definitiv mehr Spaß und Lust, wenn die Distanzen länger sind.

tri2b.com: Trotz allem Fun, hast du keine Bedenken, hinsichtlich der Entwicklung der vielzitierten Unterdistanzleistung hier frühzeitig zu stagnieren. Wird das bei dir im Trainingsaufbau berücksichtigt?
T.R.: Im Training wird natürlich auch am Speed gefeilt. Gerade in der Phase über den Winter, wenn Zeit ist und noch keine spezifischen Langdistanz-Einheiten auf dem Programm stehen, dann stehen zum Beispiel kurze schnelle Bergintervalle auf dem Programm. Ich arbeite hier ganz klar an einer Weiterentwicklung in beiden Bereichen.

tri2b.com: Dein erster Hawaii-Auftritt lief allerdings alles andere als optimal. Geschwächt von einer kurz zuvor eingefangenen Erkältung, leuchtete am Ende eine 11:04:06 auf dem Zieltor am legendären Alii Drive auf. Auch wenn du erst 22 bist, du hoffst sicher auf eine schnelle Rückkehr nach Big Island, um eine richtig schnelle Zeit in den heißen hawaiianischen Asphalt zu brennen?
T.R.: Klar, ich habe da jetzt natürlich noch eine Rechnung offen. Für 2019 ist es allerdings noch nicht geplant. Ich mache dann im November den Ironman Cozumel in Mexiko, um die Kona-Quali für 2020 zu bekommen. Dann bin ich auch zwei Jahre älter, habe zwei Jahre mehr Training in den Beinen und auch zwei Jahre mehr Erfahrung. Zusammen mit den Erkenntnissen aus 2018 hätte ich dann wohl ein ganz gutes Paket, um dort dann voll angreifen zu können.

tri2b.com: Du startest als Agegrouper, trittst vermarktungsmäßig allerdings schon sehr professionell auf. Wie groß ist der Wunsch, auch irgendwann eine Profistartnummer zu tragen?
T.R: Klar, es ist schon so der Kleine-Jungen-Traum irgendwie Profisportler zu werden. Wenn die Entwicklung im Training so weiter geht wie ich es mir vorstelle, dann würde ich nicht Nein sagen, wenn es sich ausgehen würde von der Leistungsfähigkeit als Profi zu starten.

Tim Rose beim Under Armour Laufschuh-Launch in München - ©Stefan Goetzelmann

tri2b.com: Wir sind hier gerade in München beim sehr groß inszenierten europaweiten Laufschuh-Launch deines Ausrüsters Under Armour. Andere jammern immer, dass es so schwer ist, Partner und Sponsoren zu finden. Ist das Typsache oder was steckt hinter deinem Vermarktungserfolg?
T.R.: Ich muss als erstes dazu sagen, ich studiere Sportmanagement, was viel mit Marketing und Vermarktung zu tun hat. Das kommt mir hier auf jeden Fall zu Gute. Aber ich habe natürlich auch viel Spaß an diesen Social-Media-Geschichten, wie Instagram und Facebook, und das ist heutzutage ein ganz wichtiger Faktor, wenn es um Erfolg in der eigenen Vermarktung geht.  

tri2b.com: Könnte man vielleicht noch besser trainieren, wenn man kein Instagram und Facebook nebenher noch tagtäglich füttern müsste.
T.R.: (lacht ...) Also ich weiß von andern Coaches auch, die sich aufregen, wenn die Athleten 30-mal wegen einem GoPro-Selfie stoppen. Ich würde aber sagen, dass ich da für mich eine passende Balance gefunden habe.  

tri2b.com: Unfall hattest du also noch keinen deswegen?
T.R.: Nein, ich bin noch nicht an den Baum gefahren, weil ich nebenbei aufs Handy geguckt habe.

Testrun mit dem Under Armour HOVR Infinite © Privat

tri2b.com:  Du bist hier beim europaweiten Launch des Under Armour HOVR Infinite einer der Markenbotschafter. Wie kam es dazu, Under Armour ist einerseits derzeit eine echte Trendmarke, andererseits was den Triathlonmarkt betrifft, bei uns in Deutschland eher ein unbeschriebenes Blatt, auch wenn Chris McCormack mal in Under Armour unterwegs war.
T.R.: Ich bin jetzt im dritten Jahr Under-Armour-Athlet und ich bin vor drei Jahren ganz bewusst auf die Brand zugegangen, weil ich wusste, die wollen in Europa nun auch etwas durchstarten. Under Armour ist eine junge dynamische Marke, was eben auch ganz gut zu mir passt. Die gehen auch einen anderen Weg, wie ich eben auch mit meiner frühen Hinkehr zur Langdistanz. Es ist natürlich eine Ehre für mich, dass ich nun seit drei Jahren einer der Running-Ambassadors von Under Armour in Deutschland bin. Was die Schuhe betrifft, habe ich in den letzten drei Jahren die Weiterentwicklung am eigenen Fuß sprichwörtlich hautnah mitbekommen. Under Armour ist auf einem wirklich guten Weg, um sich im europäischen Markt weit vorne zu platzieren. In Amerika sind sie ja schon ziemlich weit vorne.

Der neue Under Armour HOVR Infinite liefert per integriertem Chip alle Daten an die MapMyRun-App - ©tri2b.com

tri2b.com: Kommen wir zu deinem Training. Wie sieht bei dir ein normaler Trainingstag aus?
T.R.: Ich bin bei STAPS in der Betreuung. Meisten ist es so, dass ich zwei Einheiten am Tag mache. Entweder Schwimmen und Radfahren, Laufen und Radfahren oder Laufen und Schwimmen. Schwimmen ist eigentlich fast immer dabei. Klar, gibt es auch mal Tage mit nur einer Einheit, wenn es von der Uni her nicht passt oder andere Termine anstehen.

tri2b.com: Was bedeutet das dann an Umfang?
T.R.: Jetzt im Winter waren es im Heimtraining im Schnitt 15 Stunden die Woche. Über den Jahreswechsel beim Camp auf Fuerteventura dann bis an die 35 Stunden in der Woche. Über das ganze Jahr gesehen liegt mein Wochenschnitt so bei 20 Stunden.

tri2b.com: Hawaii als großes Karriereziel hast du ja schon genannt. Gibt es noch ein anderes Ziel, dass du unbedingt erreichen willst.
T.R.: Einen spezielles Rennen fällt mir da nicht ein. Aber ich würde gerne meine eignen Limits austesten, um zu sehen, wohin ich mich mit dem Training bringen kann. Das ist schon auch der grundsätzliche Antrieb für den ganzen Aufwand und für das tägliche Training.

tri2b.com: Gibt es für dich ein Vorbild in der Triathlonszene? Faris Al-Sultan hat beispielsweise als junger Athlet für Thomas Hellriegel geschwärmt.
T.R.: Nein, eigentlich nicht. Das ist ganz lustig. Ich finde viele Athleten wirklich ganz cool und nehme davon auch was an. Aber ich himmle niemanden als klassisches Idol an. Ich finde auch in vielen anderen Sportarten die Leute ganz cool und versuche da auch andere Sachen aus anderen Disziplinen irgendwie mitzunehmen. So hab ich zum Beispiel ein Stabitraining von den Skifahrern in meine Workouts integriert. Ich finde es gut, wenn man nicht so engstirnig nur auf die Triathlonwelt guckt.

tri2b.com: Trainierst du dann alleine oder bist du mit einer Gruppe unterwegs?
T.R.: Größtenteils bin ich im Training alleine unterwegs. Ich hab zwar schon ein paar Kumpels die auch Radfahren und Laufen. Wenn es dann um die intensiven Einheiten geht, dann stehe ich aber doch meist alleine da.

tri2b.com: Das ist Triathlon! Vielen Dank für die Einblicke und viel Erfolg für die Saison 2019.