Carbonlaufräder: Tipps für eine lange Lebensdauer

von tri2b.com | 23.06.2015 um 12:50
Carbonlaufräder verleihen einem Triathlonrad am einfachsten den Hauch von Hightech. Wer den dumpfen Sound hochprofiliger Kohlefaserlaufräder mal in den Ohren hat, wird ihn nicht mehr so schnell vergessen. Neben dieser psychologischen Komponente spricht aber vor allem die sehr gute Aerodynamik, verbunden mit extrem leichtem Gewicht für Laufräder aus Carbon. So ein Satz aus Vorder- und Hinterrad kann je nach Hersteller und Ausführung schnell so viel kosten, wie ansonsten das ganze Rad. Umso wichtiger ist die richtige Pflege, damit die Laufräder möglichst lange ihren Dienst pannenfrei verrichten.

Aufgereiht wie an einer Perlenschnur hängen in einer Werkshalle in Friedrichshafen bei CarbonSports verschiedenste Lightweight-Laufräder und warten auf ihre Runderneuerung. Seitenschläge, Höhenschläge, abgebremste Carbonbremsflächen, angerissene Carbonspeichen. "Alle vorkommenden Laufraddefekte sind vertreten und die meisten können auch bei uns im Haus repariert werden", erklärt Oliver Kiesel, Leiter der Serviceabteilung bei Lightweight. Nicht reparabel sind komplette Speichenbrüche oder Anrisse, die zwei Drittel des Speichendurchmessers überschreiten. Außerdem sind auch ausgebrochene Felgenhörner bei der Drahtreifenversion nicht zu reparieren.

Allerdings sieht man sofort, wie die Kunden mit ihrem Material umgehen. „Einerseits gibt es Fälle, da sind Laufräder nicht mal eine Saison gefahren und sind schrottreif, anderseits bekommen wir immer wieder Laufräder in den Service, die noch aus der Ära Obermayer und Dierl stammen und mehr als 10 Jahre alt sind und auf Zigtausend Kilometern ihre Dienste verrichtet haben", so Kiesel weiter. Carbon hält extremsten Zugbelastungen Stand, bei Druckbelastungen aber reagiert das sehr Material empfindlich. „Bei Carbonrahmen ist die Erkenntnis in den Köpfen angekommen, dass die dünnwandigen Rahmenrohre kein unsachgemäßes Anlehnen verzeihen und schnell unschöne Dellen das Ergebnis sind. Bei den Laufrädern ist das noch nicht so im Gedächtnis verankert“, weiß auch CarbonSports Geschäftsführer Erhard Wissler.

Die wichtigsten Tipps für eine lange Lebensdauer:

Transport: Da die Carbonstruktur der Hohlfelgen, und wenn vorhanden auch der Carbonspeichen, sehr druckempfindlich ist, dürfen die Laufräder beim Transport im Auto oder Radkoffer nicht mit Druck belastet werden. Eine gepolsterte Laufradtasche sollte dabei obligatorisch sein.

Schaltungseinstellung: Vor der ersten Fahrt den Innenanschlag der Schaltung kontrollieren. Ein Schaltwerkkäfig, welcher in die Carbonspeichen rein rasselt, kann zu nicht reparablen Schäden an den Speichen führen.

Bremsbeläge: Immer die original Bremsbeläge des Herstellers verwenden oder die, die der Laufradhersteller freigibt. Bei Missachtung dessen verfällt der Garantieanspruch. Doch nicht nur das, die freigegebenen Bremsbeläge sind speziell auf das Produkt in ihrer Härte und Reibung abgestimmt, so dass die Felge nicht beschädigt wird und die optimale Bremsleistung vorhanden ist. Im Falle Lightweight kann bei Problemen mit den empfohlenen Bremsbelägen der Service kontaktiert werden, so Oliver Kiesel. Auf keinen Fall sollten Fremdmodelle verwendet werden.
Nach jeder Regenfahrt die Beläge mit Wasser und einem sanften umweltschonenden Reinigungsmittel von Fremdkörpern befreien. Die Fremdkörper wirken sonst wie Schleifpapier und zerstören sehr schnell die Laminierung der Bremsflanken.


Bremsflanken: Um eine gleichmäßige Bremsleistung zu ermöglichen, sollte außerdem in regelmäßigen Abständen die Rückstände der Bremsbelege auf den Bremsflanken entfernt werden. Dafür kann ein Kunststoffschaber und ein mit etwas Spiritus oder Reinigungsbenzin getränkter Lappen verwendet werden. Vorsicht von überschüssigem Kettenöl, das während dem Fahren auf die Felge spritzt. Am besten immer sofort überflüssiges Kettenöl von der Kette abwischen. Eingebaute Verschleißanzeiger an den Felgenflanken sollten unbedingt beachtet werden.

Schlauchreifen-Bereifung: Bei der Montage gilt es die entsprechenden Grundregeln zu beachten: eventuell entsprechende Ventilverlängerung verwenden – neuen Schlauchreifen auf der Felge ohne Verklebung vordehnen – dazu über 12 Stunden mit 10 Bar Druck aufgepumpt lassen – nach der Demontage das Felgenbett mit Schleifpapier leicht anrauen und mit Spiritus säubern – sparsam jeweils eine Schicht Reifenkit auf das Nahtband des Reifens und die Felge aufbringen – 12 Stunden bei Raumtemperatur (18 – 25 Grad C) trocknen lassen – 2. Schicht auftragen – vom Ventilloch aus dann den leicht angepumpten Reifen Schritt für Schritt komplett auf die Felge ziehen (Achtung: Felgenhörner nicht auf hartem Boden drücken) – Reifen auf ca. 3 Bar zum mittigen Ausrichten aufpumpen - dann Rundlauf bei 10 Bar kontrollieren – für evtl. Korrekturen Luft wieder auf 3 Bar ablassen – Vorgang wiederholen bis der Rundlauf pass - zum Aushärten auf wieder auf 10 Bar aufpumpen und 12 Stunden bei Raumtemperatur ruhen lassen.
Im Gebrauch die Verklebung regelmäßig kontrollieren (wandernde Reifen). Bei Bedarf neu aufkleben. Um Pannen vorzubeugen, am besten Pannenschutzmilch verwenden.

Drahtreifen-Bereifung: Als Reifenbreite sollte das übliche Maß 22-24 mm verwendet werden und bei der Schlauchwahl sollten keine Latexschläuche zum Einsatz kommen. Bei der Montage nach Möglichkeit keine Reifenheber einsetzen. Zur Demontage nur weiche Kunststoffreifenheber verwenden. Beim Reifendruck sind die Angaben des Herstellers (bei Lightweight 8 Bar) nicht zu überschreiten. Vor jeder Fahrt sollte die Überprüfung des Luftdrucks und des Reifens auf Beschädigungen obligatorisch sein. Ein niedriger Luftdruck steigert die Gefahr vor Durchschlägen (Snakebit) erheblich. Wie schon erwähnt, sind gebrochene Carbonfelgenhörner bei Faltreifenversionen nicht reparabel. Zur Vorbeugung Pannenschutzmilch in den Schlauch geben.