Verwandlung: So wird das Rennrad zum Triathlonrad

von tri2b.com | 10.05.2016 um 14:30
Welches Radmaterial ist nötig, um bei einem Triathlon anständig finishen zu können? Selbst in den Wechselzonen kleiner regionaler Rennen sind sündhaft teure Zeitfahrboliden fast schon die Regel, was den einen oder anderen Neu- bzw. Quereinsteiger durchaus vor der Triathlon-Premiere abschrecken könnte. Im Vergleich zum klassischen Rennrad geht es beim Kampf gegen die Uhr um die Optimierung der Aerodynamik, da selbst schon bei gemäßigtem Tempo der Windwiderstand die meiste Energie schluckt. Die besten und am einfachsten durchführbaren Optimierungsmöglichkeiten bieten hier Lenker, inklusive der Sitzposition und die Laufräder. Selbstverständlich können auch hier mehrere Tausend Euro angelegt werden, konkurrenzfähig wird man aber auch schon mit einem weitaus geringeren Budget.

Lenker - Triathlonaufsatz

 

Die Vorteile eines Triathlonlenkers beim Zeitfahren sind seit dem Tour de France-Sieg von Greg LeMond im Jahr 1989 unumstritten. Mittlerweile gibt es schier unzählige Hersteller und Modelle, zunehmend in integrierten Versionen. Wobei alle eines gemeinsam haben. Das Ziel die Stirnangriffsfläche des Radfahrers zu verringern. Arme und Schulter zusammen, Kopf runter und schon ist die Aerodynamik spürbar besser als mit dem normalen Rennbügel. 

Wer auf Carbon-Lenkeraufsätze verzichten kann und in punkto Verstellmöglichkeiten keine allzu hohen Ansprüche hat, der wird schon unter 100.- EUR fündig werden. Die besseren Alu- bzw. Carbonausführungen, mit mehr Verstell- und Anpassungsmöglichkeiten   gibt´s dann jenseits der 100.- EUR. Eine besonders praktische Lösung sind z.B. die Redshift QR-Aerobars (179,90 EUR). Die Besonderheit  dieses Triathlonaufsatzes ist das Schnellspann-System, mit dem der Aufsatz in wenigen Sekunden moniert und demontiert werden kann.  Ideal für Quereinsteiger, die ihr Rennrad nicht dauerhaft mit einem Triathlonaufsatz bestücken wollen. >>Zum tri2b.com-Test ...

 

 

Sitzposition - Sattelstütze

 

Der passende Triathlonaufsatz ist aber nur die halbe Miete. Liegt man bei unveränderte Sattelposition auf dem Trilenker, dann ist die Sitzposition bei einem klassischen Sitzrohrwinkel von 72,5/73 Grad meist zu gestreckt und die Aeroposition wird als eher ungemütlich empfunden.  Die Lösung ist eine nach vorne geneigte Sattelstütze.  So kann ein Sitzrohrwinkel von 76,5/78 Grad erreicht werden, wie er bei Zeitfahrrädern  üblich ist.  Trotz des Trends zum Triathlon-Komplettrad gibt es nachwievor auf dem Markt entsprechende Sattelstützen (z.B. Thompson Masterpiece, Profile Fast Forward) . Ein Tipp ist aber auch hier die Lösung von Redshift (169,90 EUR). Bei der aus den USA kommenden Switch Aero Systems Sattelstütze kann mittels eines Doppelgelenks in Sekundenschnelle ohne Werkzeug, sogar während der Fahrt, zwischen normaler Rennrad- und Triathlon-Sitzposition hin und her gewechselt werden.

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Das Rad kann so z.B. bei langen Pässefahrten mit der gewohnten Rennradsitzposition gefahren werden und im Flachen wird auf die aggressivere Aeroeinstellung gewechselt.  Ältere "normale" Rennräder  mit rundem Sitzrohr (27,2 mm Sitzrohrdurchmesser) können problemlos umgerüstet werden. Für andere Durchmesser gibt es entsprechende Reduzierhülsen.  Für Rahmen mit integrierten bzw. Aero-Sattelstützen, wie sie in den letzten Jahren verstärkt auf den Markt gekommen sind, gibt es allerdings keine Best-Practice-Lösung.

 

Aero-Laufräder

 

Die Laufräder haben  am meisten Einfluss auf das Fahrverhalten eines Rades und können zudem die Aerodynamik deutlich verbessern. Wobei die deutlichsten Effekte bei seitlicher Windanströmung erzielt werden. Hier gilt vereinfacht gesagt: Je höher das Felgenprofil, desto besser die Segelwirkung. Bereits eine gemäßigte Bauhöhe (400-600 mm) bringt einen deutlichen aerodynamischen Vorteil gegenüber der klassischen Kastenfelge. Noch höhere Felgen sparen zwar nochmals Watt ein, der Zugewinn gegenüber der gemäßigten Aerofelge fällt aber geringer aus und muss mit höherer Seitenwindanfälligkeit und schwierigerem Steuerverhalten (Vorderrad) bezahlt werden.

Das Gewicht hat bei einem gleichbleibenden Tempo, wie es im Zeitfahren vorkommt, fast keinen Einfluss auf die Leistung. Deshalb sind die besonders leichten und meist sehr hochpreisigen Vollcarbon-Laufräder in puncto Aerodynamik  nicht unbedingt besser als Laufräder in Hybrid-Bauweise (flache Alufelge/Carbonfelge als tragendes Bauteil,  Felgenverkleidung kein tragendes Bauteil- nur Aerodynamik). Der Vorteil: Solche Konstruktionen kosten oft nur ein Drittel im Vergleich zu Vollcarbon-Lösungen wie sie z.B. von  Lightweight oder Zipp angeboten werden. Unter der 1.000.- EUR Grenze rollen derzeit z.B. die Swiss Side Hadron 485 Laufräder (979.- EUR), die absolut alltagstauglich sind.

 

Fazit

 

Für die Umrüstung auf eine Triathlon-Zeitfahrposition (Tri-Aufsatz, Sattelstütze) müssen ca. 200 - 400.- EUR berappt werden.  Vernünftige Aerolaufräder sind bereits unter 1.000 .- EUR zu bekommen. Günstigste Triathlon-Komplettlösungen (z.B. Cube Aerium HPA 1.700.-/ Felt IA16 3.000.-) liegen auf jeden Fall darüber und sind hinsichtlich Laufräder eher einfach ausgestattet. Welche Lösung individuell die beste ist, ist schwer zu beantworten. Neben dem Geldbeutel spielen auch noch die eigenen Schrauberkenntnisse (gut = Umbautyp vs schlecht = Typ Komplettlösung), sowie die Triathlon-Ambitionen ein Rolle.  Fürs Reinschnuppern oder einmal einen Ironman finshen ist Umrüsten sehr empfehlenswert, insbesondere wenn ein gutes Rennrad bereits im Keller steht. Soll hingegen die Ironman Hawaii-Quali her, dann wird mit anderen Maßstäbe gemessen.