Ironman 70.3: Sanders und Knibb siegen beim Pro Series-Auftakt in Oceanside, Maximilian Sperl starker Fünfter

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 06.04.2024 um 20:14
Der Kanadier Lionel Sanders und die US-Amerikanerin Taylor Knibb haben den Ironman 70.3 Oceanside 2024 gewonnen. Sanders (Siegerzeit: 3:46:24 Stunden) setzte sich beim Auftaktrennen der neuen Ironman Pro Series in einer Laufentscheidung vor dem US-Amerikaner Sam Long (3:47:35) und seinem Landsmann Jackson Laundry (3:48:22) durch. Bester Deutscher war in Südkalifornien der Ingolstädter Maximilian Sperl auf Rang fünf, der beim Radfahren das Rennen an der Spitze mitbestimmte. Knibb triumphierte über die 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 4:09:55 Stunden überlegen vor der Britin Emma Pallant-Browne, (4:20:49), die zunächst wegen eines Regelverstoßes disqualifiziert wurde, dann aber doch wieder in die Wertung kam. Rang drei ging an Paula Findlay (4:21:48) aus Kanada.

upgedatet am 07.04.2024 - 8:30 Uhr

Schlechte Nachrichten gab es am Tag vor dem Rennen bezüglich des Race Ranger-Systems, das bei allen Rennen der Ironman Pro Series für die Drafting-Kontrolle eingesetzt werden soll. Vor Ort gab es bei den finalen Feldtests Probleme mit der Software, die in der Kürze der Zeit nicht mehr behoben werden konnten und man sich aus Fairnessgründen gegen einen Einsatz im Rennen entschied. Das Race Ranger-System soll jetzt beim Ironman Texas Ende April zum Einsatz kommen.

Magnus Männer first out of the water

Der Freiburger Magnus Männer führte das Feld nach 22:58 min aus dem Hafenbecken von Oceanside, dicht gefolgt von einem Trio mit Mattia Ceccarelli (ITA), Matthew Sharpe (CAN) und Marc Dubrick (USA). Die erste Verfolgergruppe führte Florian Angert (+0:33) an. Sehr gut platziert waren auch Maximilian Sperl (11./+0:43) und Patrick Lange (12./+0:48).

Äußerst stark für seine Verhältnisse war auch Lionel Sanders (+1:38) im Wasser unterwegs, dem mit wenigen Sekunden Abstand sein Landsmann Jackson Laundry (+1:45) folgte. Deutlich mehr Rückstand handelte sich der US-Amerikaner Sam Long (+2:38) ein, der erst auf Rang 46 in die Wechselzone stürmte.

Jelle Geens und Maximilian Sperl fahren nach vorne

Auf den ersten flachen Radkilometern schaffte zunächst der Belgier Jelle Geens zusammen mit dem Ingolstädter Maximilian Sperl den Anschluss an die Spitze, in der sich auch Magnus Männer behaupten konnte. Angert und Lange fuhren mit einer Minute Abstand in der ersten Verfolgergruppe, zusammen mit Sanders und Laundry. Mit einem Kraftakt war zudem auch Sam Long in diese Gruppe nach vorne gefahren.

Florian Angert und Patrick Lange früh in der Defensive

Als es nach der Hälfte der Raddistanz in den welligen Teil der Radstrecke ging, hatten die erste Verfolgergruppe die Spitze eingeholt. Geens führte, Sperl und Männer fuhren dahinter in den vorderen Positionen der nun 13 Athleten, die innerhalb von 45 Sekunden zusammenlagen. Mit dabei: Braden Currie*, Sanders, Laundry und  Long. Nicht mit dabei: Florian Angert und Patrick Lange. Während Angert mit 1:47 min Rückstand der erste alleinige Verfolger der Spitzengruppe war, verlor Lange deutlich an Boden und lag bereits über vier Minuten zurück.

Lionel Sanders und Sam Long mit maximalem Raddruck an die Spitze

Im nun folgenden Anstieg drückten Sanders und Long dem Rennen den Stempel auf. Unter ihrem Tempodiktat verkleinerte sich die Spitze bis zur Zeitmessung bei km 68 auf nur noch fünf Athleten. Nur Sperl, Laundry und Justin Riele (USA) konnten mithalten. Männer lag als Elfter 1:29 min zurück. Dahinter fuhr Angert immer noch sein eigenes Rennen. Allerdings verlor auch der Weinheimer viel Zeit und lag +4:47 min zurück.

Auf dem flachen Rückweg nach Oceanside vergrößerte sich der Vorsprung des Führungsquintetts nochmals. Jelle Geens hatte als Sechster 2:34 min Rückstand. Von den deutschen Pros wechselte Magnus Männer als Elfter (+4:29) in die Laufschuhe. Weit zurück Flo Angert (13./+7:03) und Lange (24./+11:14), der mittlerweile vom Duisburger Sven Wies (21./+9:50) überholt wurde.

Lionel Sanders läuft zum dritten Oceanside-Erfolg – Sperl top, Angert und Lange verpassen die Top Ten deutlich

Sam Long eröffnete die Laufentscheidung, verfolgt von seinen vier Kontrahenten. Sanders setzte sich anschließend schnell an die Spitze und führte nach 7 der 21,1 Laufkilometer mit 15 Sekunden vor einem Duo mit Laundry und Long. Sperl verlor den Anschluss und lag als Vierter eine Minute zurück und hatte zusehends den laufstarken Jelle Geens im Rücken. An der Spitze lief Sanders angestachelt von der Führung seinem dritten Oceanside-Triumph nach 2016 und 2017 entgegen, gefolgt von Sam Long und Jackson Laundry. Dahinter musste Maximilian Sperl auf den letzten zwei Kilometern noch Jelle Geens vorbeiziehen lassen.

Zeitgleich auf den Rängen 16 und 17 liefen Florian Angert und Patrick Lange ein, die sich ihren Saisonauftakt sicher anders vorgestellt hatten. Magnus Männer folgte direkt dahinter auf Rang 18, Sven Wies belegte Platz 22.

>> Die O-Töne der deutschen Pros aus Oceanside ...

 

Nur beim Schwimmen hat Taylor Knibb noch Gesellschaft

Bei den Frauen bestimmte ein Trio mit Taylor Knibb und den beiden Britinnen Kate Curran und Fenella Langridge den Schwimmauftakt. Den Etappensieg des Spitzentrios verbuchte nach 25:23 min Langridge. Als erste der Verfolgerinnnen hatte Paula Findlay (+0:57) wieder festen Boden unter den Füßen, mit Grace Thek (AUS) und Grace Alexande (USA) im Schlepptau. Dahinter klaffte bereits eine riesengroße Lücke und die mitfavorisierte Emma Pallant-Browne (GBR/+4:07) und die Vorjahressiegerin Tamara Jewett (CAN/+4:08) lagen deutlich zurück.

Die Taylor Knibb-Show beginnt

Knibb schüttelte erwartungsgemäß ihre beiden Mitstreiterinnen schnell ab und fuhr auch gegenüber den weiteren Verfolgerinnen um Paula Findlay einen deutlichen Vorsprung heraus. Zur Halbzeit des Radfahrens lag die amtierende Ironman 70.3-Weltmeisterin über drei Minuten vor Langridge und fünf Minuten vor Findlay. Noch weiter zurück: Pallant-Browne (+6:31) auf Rang vier.

Auf dem bergigen Abschnitt wurde der Klassenunterschied zwischen Knibb und ihren Verfolgerinnen noch deutlicher. Über zehn Minuten Vorsprung nahm die 26-jährige aus Boulder in Colorado mit in den Halbmarathon, die mit ihrer Radzeit (2:18:00 Stunden) den Kursrekord von Daniela Ryf aus dem Jahr 2019 egalisierte. Findlay, Langridge, Pallant-Browne und Co. kämpften daher nur noch um Rang zwei und drei.

Pallant-Browne zu schnell unterwegs: Erst DSQ, dann doch gewertet.

Da in der Ironman Pro Series-Gesamtwertung die Zeitabstände den Punktabstand ausmachen, ließ Knibb es in den Laufschuhen alles andere als austrudeln. Mit ihrem 1:20er Halbmarathon hielt sie bis zum Schluss den riesengroßen Vorsprung. Im Duell um Rang zwei setzte sich Emma Pallant-Browne* gegen Paula Findlay durch, wobei die Britin anschließend zunächst mit einem DSQ im Timing-Tracker unter ihrem Namen auftauchte. Pallant-Browne soll sich in einer gefährlichen Abfahrt nicht an die dort aus Sicherheitsgründen von den Veranstaltern verhängte Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten haben. Im offiziellen Endklassement wurde die Pallant-Browne dann allerdings doch wieder gewertet.

*Braden Currie lief auf Rang 6 ein und wurde zunächst aus dem selben Grund wie Emma Pallant-Browne disqualifiziert. Regelverstoß: exessive speed in controlled section. Anschließend wurde auch die Disqualifikation gegen den Neuseeländer aufgehoben.