Kurztrip mit Dolce Vita: Triathlon-Training am nördlichen Gardasee

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 06.10.2021 um 10:36
Der Gardasee gilt als jeher als Inbegriff des italienischen Lebensflairs, das von Süddeutschland nur einen Steinwurf entfernt liegt. Entsprechend viele Fans hat der Lago di Garda, die alljährlich über die Alpen pilgern, um am größten See Italiens ihren Freizeitaktivitäten – egal ob Surfen, Klettern, Biken, oder Rennradfahren - zu frönen oder einfach nur etwas Dolce Vita zu erleben. Durch das submediterrane Klima zieht entsprechend früh der Frühling ein und auch im Herbst bleiben die Temperaturen lange auf angenehmem Niveau. Ideale Voraussetzungen, um schnellentschlossen zur Saisonvorbereitung oder zur Saisonverlängerung ein Triathlon-Trainingscamp durchzuführen.

In gut vier Stunden ist man aus der Münchner Region am Gardasee. Ein Umstand der die Gardasee Trentino-Region besonders als kurzfristiges Trainingsziel und für kurze Aufenthalte interessant macht. Einfach das Rad ins Auto laden und ab über den Brenner. Gerade in Zeiten, in denen Flugreisen unter der Klimawandel-Diskussion in der Kritik stehen und vielen das Reisen im eigenen Auto auch unter dem Corona-Aspekt sicherer erscheint, sind nahe Trainingsdestinationen eine sehr interessante Alternative.

Unser Ausgangspunkt für drei vollgepackte Trainingstage war das Aktivhotel Santa Lucia in Torbole am Nordende des Gardasees. Das auf sportlich aktive Gäste ausgerichtete Hotel, das nur wenige hundert Meter von der in der Hauptsaison oft rappelvollen Seepromenade in einem kleinen Seitental liegt und so der Touri-Trubel dort nicht ankommt, ist bereits seit mehreren Jahren eine der Topadressen, wenn es um Mountainbiken und Rennradfahren am Gardasee geht. Diverse Auszeichnungen zieren die Hotel-Website.

 

Weg vom Trubel und doch am Lago

 

Da in den vergangenen Jahren auch immer öfter Triathleten zu Gast waren, fiel beim Hotelchef Silvio Rigatti, selbst passionierter Radfahrer, der Entschluss das Angebot nochmals auszuweiten und im Hotelgarten einen beheizten 25 m-Pool anzulegen. Leider durchkreuzte die Corona-Pandemie die Pläne und so dauerte die finale Umsetzung über ein Jahr länger als geplant. Ab dem Frühsommer 2021, als reisen endlich wieder möglich war, steht den Aktivhotel-Gästen das volle Triathlon-Angebot zur Verfügung.

Das Santa Lucia liegt in einem kleinen Seitental oberhalb von Torbole - © tri2b.com

Nun kann von Ende Februar bis Anfang November bei garantiert 27 Grad Wassertemperatur trainiert werden. Neuerdings steht auch das sailfish-Testcenter zur Verfügung. So können ungezwungen die Wetsuit-Neuheiten ausprobiert werden, im Pool oder auch direkt im Gardasee.


Wer das Training auf die neue Saison noch kurzentschlossen mit einem kleinen Trainingscamp einleiten will. Das Aktivhotel Santa Lucia ist noch bis zum 14. November 2021 geöffnet. Die neue Saison 2022 beginnt dann am 25. Februar.

>>www.aktivhotel.it/de/


 

Alles was das Radlerherz begehrt

 

Wer als Triathlet oder Radfahrer an den Gardasee kommt, der will aber vor allem auch Bike-Kilometer sammeln. In der für ein Triathlon-Camp interessanten Zeitphase von März bis Anfang Mai und in der Nachsaison ist es am oftmals überlaufenen Gardasee deutlich ruhiger und selbst auf den Straßen direkt am Lago lässt es sich dann gut trainieren. Der Giro del Lago di Garda ist dann der Klassiker, verrät Alessandra Michelotti, die sich im Santa Lucia ums Marketing kümmert. Einmal rund um den Gardasee, das macht in Summe um die 140 km mit sehr überschaubaren Höhenmetern. Eine Distanz wie gemacht für Langdistanz-Triathleten in der Saisonvorbereitung.

Von Torbole kann man außerdem dem Trubel auch schnell in Richtung Norden entfliehen. Im Sarcatal können auf Nebenstraßen und Radwegen ebenfalls flache Kilometer gesammelt werden. Doch im Flachen bleiben will hier eh kaum ein ambitionierter Ciclisti. Zu einladend sind die vielfach verschlungenen Bergstraßen, die allerorten vom Lago in die Höhe weisen.

Die Via Panoramica: Kurvenlabyrinth mit Sightseeing-Garantie - © tri2b.com

Ein „Muss“ ist eine Runde über Ponte Arche, bzw. den Durone Pass, um dann über die Asphalt-Blase des Balino-Passes – oftmals die letzten Höhenmeter bei einer Roadbike-Transalp – am malerischen Lago di Tenno vorbei zurück in Richtung Gardasee zu fahren. Die kurvenreiche Abfahrt in Richtung Riva und die atemberaubenden Ausblicke sind einfach unvergleichlich. Ähnlich tolle Blicke auf den Lago gibt´s an der Via Panoramica, die sich von Malcesine an den Westhängen des Monte Baldo in die Höhe windet.

 

Gegen Egan Bernal am Monte Bondone  

 

Und wer einen echten Gradmesser seiner aktuellen Radform benötigt, der wird schon gut 10 Kilometer von Torbole entfernt fündig. Von Dro aus sind es gut 1.500 Höhenmeter bis hinauf nach Vason am Monte Bondone, verteilt auf 34 Kilometer. Die KOM hält derzeit ein gewisser Egan Bernal, aufgestellt bei der Tour of the Alps 2017. Die Steigung bleibt bis auf wenige Ausnahmen unter der 10%-Marke und ist mit einer entsprechenden Übersetzung auch ohne das ganz große km-Polster gut zu bewältigen. Unabhängig davon ist es ein Anstieg der Hors-Kategorie und gibt so gnadenlos Aufschluss über den Stand der Kraftausdauer. Fündig wird hier sicher jeder und außerdem bietet das Santa Lucia vielerlei Tourenvorschläge für alle Leistungsklassen an. Als Ideengeber in Triathlon-Fragen steht hier übrigens die ehemalige Profischwimmerin Maria Luisa Tavernini und der Ex-Radprofi Alessandro Bertolini mit Rat und Tat zur Seite.

 

Laufen nicht vergessen - bei Regen ab auf den Kickr

 

Bei so viel Radfahren könnte das Laufen fast ein wenig zu kurz kommen. Möglichkeiten gibt es dafür genug. Direkt vom Hotel weg bietet sich der Radweg in Richtung Nago an oder man erklimmt als kurze Trail-Einheit das traumhaft gelegene Valle di Santa Lucia. Für längere Laufeinheiten bietet sich auch der flache Radweg hinein ins Sarca Tal an. Als Variante kann hier der Monte Brione umrundet werden, der Torbole von Riva trennt.  Oder man tobt sich mit Uphill-Läufen am Monte Brione aus.  

Morningrun an der Promenade in Torbole - © tri2b.com

Da auch am Gardasee schlechtes Wetter nicht ganz ausgeschlossen ist, bietet das Santa Lucia einen bestens auf die Zielgruppe Triathlon zugeschnittenen Fitness-Raum an. Neben den Geräten fürs Kraft- und Athletiktraining besteht die Möglichkeit Indoor-Kilometer auf dem Laufband oder auf dem Kickr-Bike zu sammeln.

 

Frühstücken wie ein Kaiser

 

Die andere Möglichkeit ist bei unsicherem Wetter einfach länger am äußerst umfangreichen und leckeren Frühstücksbuffet des Aktivhotels zu verweilen, dass mit vielerlei regionalen Produkten die verschiedensten Geschmäcker zufrieden stellen sollte und zudem die Speicher für einen langen Trainingstag bestens füllt.

Volltanken für einen langen Trainingstag. Das äußerst umfangreiche Frühstücksbuffet im Santa Lucia lädt um länger verweilen ein - © tri2b.com

Einziges Manko: Abends bleibt im Santa Lucia die Küche leider kalt. Allerdings ist das Restaurant-Angebot in Torbole, das mit einem regenerativen Lockerungsspaziergang zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar ist, entsprechend groß. Allerorten gibt es Pasta und Pizza, um den Hunger nach einem langen Trainingstag nachhaltig zu stillen. Unsere Empfehlung: Die Pizzeria Centrale, die direkt am Schlussanstieg hinauf zum Santa Lucia liegt und superschnell zu erreichen ist.

Sind die Beine noch gut? Auf den letzten Metern zum Hotel heißt es nochmals klettern - © tri2b.com

Apropos Schlussanstieg.  Auch auf den finalen 23 Höhenmetern kann man in einem Strava-Segment nochmal All-Out geben. Wir empfehlen allerdings eher den Grupetto-Gang einzulegen, locker hochzukurbeln, sich dann einen kühlen Drink am Hotelpool gönnen und einfach etwas Dolce Vita leben!

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