Ironman Frankfurt: Wer behält den kühlsten Kopf?

von tri2b.com | 03.07.2015 um 17:39
Ein Langdistanz-Triathlon - 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen - ist kein Zuckerschlecken. Egal bei welchen Bedingungen. Nun sollen am Sonntag beim Ironman in Frankfurt die Temperaturen laut neuester Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes auf um die 35 Grad in den Nachmittagsstunden ansteigen, was selbst den Weltklassenathleten unter den 3.000 Startern gehörig Respekt einjagt. So sprach der Ironman Hawaii-Champion und Titelverteidiger Sebastian Kienle von einem Tag, der nicht unbedingt für Rekorde geeignet ist.

Im Vorjahr war das anders. Kienle drückte bei "normalem" Hochsommerwetter  sowohl die Streckenbestzeit und den Radrekord auf neue Rekordmarken. Nun geht der Ironman-Europameister als der Gejagte in die Hitzeschlacht am Sonntag. „Es wird für alle ein hartes Rennen. Wir werden sehen, welche Taktik dabei aufgeht", so Kienle. , Die Jäger werden dabei vor allem die großen Wiedersacher aus dem Vorjahr sein. Jan Frodeno, Frederik van Lierde und Andreas Raelert. Dazu gesellen sich im Feld der 47 gemeldeten Profimänner Namen wie Eneko Llanos, Tyler Butterfield, Bas Diederen oder Andi Böcherer.

 

Raelert will in Frankfurt noch auf den Hawaii-Zug aufspringen, Ryf spricht vom suffer Fest

So gewann der Spanier Eneko Llanos vor zwei Jahren am Frankfurter Römerberg, bei ebenfalls Hawaii-ähnlichen Bedingungen. Mit großen Hoffnungen geht auch Andreas Raelert am Sonntag ins Rennen. Vor fünf Jahren erwischte der Rostocker in Frankfurt einen Traumtag und siegte im Alleingang. Damals war beim Schwimmen ebenfalls Neoverbot angesagt. Vielleicht ein gutes Omen für Raelert, der sich in der Mainmetropole die Chancen auf das Hawaii-Ticket offen halten will. „Ich möchte versuchen, um das Podium mitzukämpfen und mich in Frankfurt für den Ironman Hawaii zu qualifizieren. “  Allerdings zeigt auch der Weltbestzeithalter auf der Triathlon-Langdistanz Respekt vor der Konkurrenz. „Das Teilnehmerfeld ist absolut eindrucksvoll. Ein Blick auf die Startliste genügt, um ein gewisses Kribbeln auszulösen", so Raelert.

Im Feld der Frauen ist nach zwei Jahren Abwesenheit die Siegerin von 2011 und 2012, Caroline Steffen,  zurück an der Frankfurter Startlinie. „Taktisch klug“ will es die Schweizerin angehen. „Man muss eben noch mehr aufpassen, ob und wie man attackieren kann. An so einem Tag kann fast alles passieren“. Bei ihren beiden Siegen war allerdings eher die Kälte (2011) und sintflutartiger Regen (2012) ein Problem Steffen hat dabei vor allem ihre Landsfrau Daniela Ryf und Julia Gajer im Blick. Wobei die Hawaii-Zweite Ryf auf der Pressekonferenz vor allem auch Respekt vor den hohen Temperaturen hat. „Es wird ein ,suffer fest' – ein Fest der Leiden“, ließ sich die Durchstarterin und Hawaii-Zweite des abgelaufenen Jahres entlocken.

 

Neoverbot für alle Starter bestätigt - noch mehr Unterstützung von behördlicher Seite

Nachdem sich gestern das Frankfurter Gesundheitsamt  zu Wort meldete und unter gewissen Umständen, wenn z.B. die Zahl der ärztlich zu versorgenden Athleten zu hoch wird, einen Rennabbruch in den Raum stellte, reagierte nun der Veranstalter und sprach frühzeitig für alle Starter ein Neoprenverbot aus. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst. Organisation und Regelwerk von Ironman sind besonders darauf ausgelegt, unsere Athleten zu schützen und ein sicheres und faires Rennen zu ermöglichen“, bekräftigt Ironman Europe Chef-Thomas Dieckhoff. Zum dritten Mal in der Geschichte  des Frankfurter Ironman, nach 2006 und 2010, wird deshalb die Verwendung von Neopren-Anzügen beim Schwimmen untersagt sein. Dies dient der Sicherheit der Athleten, um bereits im Wasser eine Überhitzung des Körpers zu vermeiden.

 
Bei einer gemeinsamen Besprechung des Veranstalters mit den zuständigen Behörden wurde die vollste Unterstützung der Einsatzkräfte und zusätzlicher Einheiten zugesichert. "Auf uns alle wartet eine große Aufgabe. Die Stadt Frankfurt als Partner an unserer Seite hilft aber nach Kräften. Dafür will ich mich im Namen aller unserer Mitarbeiter bedanken", freut sich Dieckhoff. „Wir betreuen die Ironman European Championship seit über zehn Jahren. Die Situation ist eine große, aber für Athleten und Zuseher sicher zu bewältigende Herausforderung, sofern man sich an gewisse Regeln hält. Wir sind mit mehr als 350 Einsatzkräften im Sanitäts-, Rettungs- und Notarztdienst nach derzeitigen Erkenntnissen bestens für den Sonntag gerüstet“, sagt Dr. Michael Sroka, ärztlicher Leiter des Frankfurter Roten Kreuzes.
 

 

Mit der gewissen Selbsteinschätzung  ist auch ein Hitze-Ironman gut machbar, Apell an Athleten und Zuschauer

„Die aktuellen Temperaturen sind hoch, aber keine Seltenheit. Der Ironman Coeur d'Alene (Idaho, USA) ging am vergangenen Wochenende bei 41,5 Grad Lufttemperatur planmäßig über die Bühne, beim Ironman Austria in Klagenfurt wurden 2012 ebenfalls über 40 Grad Lufttemperatur gemessen. Hawaii wird praktisch immer unter solchen Bedingungen ausgetragen“, fügt Björn Steinmetz, Managing Director der IRONMAN Germany GmbH hinzu. Die Statistik bescheinigt den Eisenmännern und -frauen die Fähigkeit zur realistischen Selbsteinschätzung und dementsprechenden Renntaktik: Nur 3 Prozent der insgesamt 2347 gestarteten Athleten beim Ironman Austria 2012 konnten das Rennen hitzebedingt nicht beenden. Insgesamt 15 Athleten wurden damals durch die Rennärzte und das Rote Kreuz behandelt, alle wurden noch am Renntag in häusliche Pflege entlassen. 


„Wir stehen im engen Kontakt mit allen städtischen Behörden und sind so auch auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereitet. „Unabhängig davon bitten wir alle Athleten und vor allem auch die Zuschauer, auf den Körper zu hören und die eigenen Grenzen zu respektieren“, erhofft sich  Dr. Michael Sroka, ärztlicher Leiter des Frankfurter Roten Kreuzes. Und fügte augenzwinkernd hinzu.  „Eigentlich können wir die Weltmeisterschaft von Hawaii nach Frankfurt verlegen.“

 

Rückblick: Die Bilder des Ironman Frankfurt 2014