Schlechter Zahnstatus: Lange Wettkämpfe und Energydrinks mitverantwortlich

von Stefan Gackstatter für tri2b.com | 22.02.2018 um 14:55
Der Körper eines Triathleten ist sein Kapital. Insbesondere am Tag X, wenn ein großer Wettkampf ansteht, auf den der Sportler jahrelang hintrainiert hat. Und plötzlich geht nichts, der Athlet kann nicht seine volle Leistung abrufen. Er versteht die Welt nicht mehr. Beispiele gibt es dafür viele, vor allem in Ausdauersportarten wie Radsport, Laufen oder Triathlon.

Profisportler sind heute von einem ausgesuchten Betreuerstab umgeben. Dazu gehört der Trainer, das ist nichts Neues. Mittlerweile sind auch Spezialisten wie Physiotherapeuten, Mentaltrainer, Krafttrainer, Ernährungsberater und viele mehr hinzu gekommen. Auf den Stellenwert der Mundgesundheit achtet hingegen kaum jemand. Dabei besteht ein nachgewiesener Zusammenhang zwischen schlechter Mundgesundheit und einer schlechten körperlichen Leistung.

Während der Olympischen Sommerspiele 2012 war der Medizinerstab des University College London für die Betreuung der Athleten des Teams Großbritannien verantwortlich. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden - doch mit der großen Anzahl an zahnärztlichen Notfällen hatte das Team im Vorfeld nicht gerechnet. Zusammen mit den Verletzungen des Bewegungsapparates waren Zahnschmerzen die häufigste Ursache, weshalb während der Olympischen Spiele ein Arzt beziehungsweise Zahnarzt konsultiert wurde. Beinahe jeder dritte Sportler klagte über Zahnbeschwerden. Im Anschluss an die Spiele dokumentierte das Team um den Studienleiter Prof. Ian Needleman die Vorfälle in einer Veröffentlichung.
(Insgesamt wurden 300 Athleten zahnärztlich eingehend untersucht, darunter waren 95 Leichtathleten).


Zum Autor Stefan Gackstatter
Der Zahnarzt war in früheren Jahren Mitglied im Landeskader Baden-Württemberg und startete jahrelang für das WMF BKK Team AST Süßen in der 1. Triathlon Bundesliga. Neben dem Landesmeistertitel bei den Junioren 2005 war der 4. Platz bei der Duathlon DM 2008 (U23) sein größter sportlicher Erfolg. Er ist in der Sindelfingener
Zahnarztpraxis Dr. Schorm tätig, mit den Schwerpunkten Implantologie, Zahnerhaltungskunde, ästhetische Zahnheilkunde und vollkeramische Restaurationen. Sportlich ist Stefan Gackstatter aktuell auf regionalen Triathlon- und Laufveranstaltungen unterwegs.



Eindeutige Ergebnisse


Die Ergebnisse waren eindeutig: 18 Prozent der Sportler hatten so massive Probleme mit ihren Zähnen, dass sie in ihrem Abschneiden bei den Sommerspielen beeinträchtigt waren. Needleman, Professor am Londoner Eastman Dental Institute, stellte zudem fest, dass etwa 50 Prozent der Elitesportler eine behandlungsbedürftige Karies hatten und sogar 75 Prozent der Studienteilnehmer unter Zahnfleischentzündungen litten. Da dieser Anteil im Vergleich zu den Normalbürgern sehr hoch ist, lassen sich Zahnprobleme als typisches Problem der Spitzensportler charakterisieren.

Eine schlechte Mundhygiene verhindert aber nicht nur bei Spitzen- sondern auch bei Freizeitsportlern gute Leistungen. Gerade durch die körperliche Anstrengung und den Wettkampfstress kommt es zu einer Entwässerung und einer Austrocknung im Bereich der Mundhöhle. Ohne diesen kariesprotektiven Speichel haben Bakterien ein leichtes Spiel. Besonders relevant ist sind hier die langen Wettkampfdistanzen, bei der die Wettkampfdauer jenseits der 2-Stunden-Marke liegt. Was im Triathlon für die allermeisten Athleten schon auf der Olympischen Distanz der Fall ist. Zudem wird durch das intensive Training gerade in der Vorbereitung das Immunsystem stark geschwächt.

 

Volle Leistung, wenn im Mund alles gesund ist


Als weitere Ursache wird der Verzehr kohlenhydratreicher Energy Drinks, Gels oder Energieriegel angeführt, deren Inhaltstoffe Wasser und Kohlenhydrate - also Zucker sind. Durch die ständige und wiederholte Zuckeraufnahme sinkt der ph-Wert im Mund stark ab. Besonders die kariesrelevanten Bakterien profitieren von dieser ständigen Substratzufuhr. Es kommt zur ständigen Säureproduktion und Demineralsation der Zahnhartsubstanzen. Eine versteckte Karies stellt dabei einen Entzündungsherd im Körper dar, der sich negativ auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt.

Da jedoch die Energiezufuhr im Triathlon gerade auf der Mittel- und Ironman-Distanz essentiell ist, kann auf die Energydrinks nur sehr schwer verzichtet werden. Daher unser zahnärztlicher Rat:
- Wenn Sie Energiegels und Riegel verwenden, achten Sie ganz besonders auf eine gute Mundhygiene und verwenden Sie zusätzlich fluoridhaltige Mundspülungen
- Bei leichtem Training und kürzeren Dauerläufen stillen Sie ihren Durst mit Wasser oder ungesüßten Getränken
- Vernachlässigen Sie nicht ihre Zahngesundheit und lassen Sie sich bei ihrem Zahnarzt mindesten einmal, besser jedoch zweimal durchchecken. Denn Sie können ihre volle Leistung nur dann abrufen, wenn im Mund alles gesund ist.