Harald Vogler: Die Förderung der jungen Athleten ist meine Motivation

H. Eggebrecht für tri2b.com | 15.05.2007 um 20:01
Der TSV Stiebel Eltron Obergünzburg ist seit 1999 ununterbrochen in der 1. Deutschen Triathlon Liga am Start. Die Vizemeisterschaften 2001 und 2004 waren dabei die größten Erfolge. Im Vorjahr wurden die Allgäuer mit einem starken Finale Dritte. tri2b.com hat sich mit dem Teamleiter Harald Vogler vor dem Start in die neue Bundesliga-Saison über die Aussichten seiner Mannschaft und die Jahr für Jahr aufkommende Diskussion um die Außendarstellung und Vermarktung der Deutschen Triathlon Liga unterhalten.

tri2b.com: Am 20. Mai startet die Deutsche Triathlon Liga in die neue Saison. Dann wird sich der Vorjahresdritte Stiebel Eltron Obergünzburg wieder mit den großen Namen der Liga, wie Hansgrohe Schwarzwald oder Witten, messen. Wie sind die Aussichten? 
Harald Vogler (H.V.): Es wird in diesem Jahr sicher wesentlich schwieriger werden, mit den Großen mitzuhalten. Wir mussten einige teils gewollte und teils ungewollte Abgänge verkraften. Der Kader umfasst deshalb nur sechs Athleten. Da darf während der Saison wirklich nichts passieren. 

tri2b.com: Ungewollte Abgänge. Liegt das an der sportlichen oder finanziellen Perspektive im Allgäu? 
H.V.: Das Geld spielt sicher eine große Rolle. Der Wechsel von unserem langjährigen Leistungsträger Claude Eksteen nach Witten hat damit zu tun. Unser Budget ist da ganz klar ein limitierender Faktor. Zumal beispielsweise Hansgrohe in diesem Jahr 14 Athleten im Kader hat. Die werden wahrscheinlich nie und nimmer alle eingesetzt. Aber sie sind weg vom Markt. Die kleinen Vereine haben so sehr schlechte Karten, einen anständigen Kader zusammen zu bekommen. 

tri2b.com: Trotzdem ist es gerade Ihrem Team immer wieder gelungen den großen Vereinen Paroli zu bieten. Wird es das jetzt nicht mehr geben? 
H.V.: Wir visieren diesmal einen Platz im vorderen Mittelfeld an. Kent Horner und Heiko Lewanzik sind unsere Leistungsträger. Grant Fillmore hat einen echten Leistungssprung gemacht. Von ihm erhoffe ich mir gute Resultate. Viel wird davon abhängen, wie sich unsere Nachwuchsathleten, wie zum Beispiel Christopher Weiß und Patrick Heinz, entwickeln. Mit dem Abstieg haben wir hoffentlich nichts zu tun. 

tri2b.com: Trotz der schlechten Rahmenbedingungen versuchen Sie Jahr für Jahr eine Mannschaft mit Bundesliga-Format zusammen zu stellen. Woher kommt die Motivation? 
H.V.: Mir war es immer wichtig, jungen Athleten mit dem Bundesliga-Team ein Plattform zu geben, auf der sie sich entwickeln und mit den Besten messen können. Außerdem hat sich über die Jahre immer wieder ein echter Teamgeist entwickelt. Die Jungs haben richtig füreinander gekämpft. Das zu erreichen und zu erleben motiviert mich wesentlich mehr, als mit viel Geld Topathleten anzulocken. 

tri2b.com: Ist für diese Ziele die Deutsche Triathlon Liga überhaupt die richtige Plattform? Das zweifelsfreie hohe sportliche Niveau wird außerhalb der Szenepresse ja sowieso kaum wahrgenommen. 
H.V.: Hier liegt wirklich vieles im Argen. Jeder zweitklassige Ironman hat wahrscheinlich eine bessere Pressearbeit, da dort eine Agentur dahinter steht, die das professionell vermarktet. Oder die Startzeiten. In München lief der Gesamtweltcupsieger Javier Gomez am frühen Vormittag vor leeren Rängen ins Ziel. Am Nachmittag wird dann Lothar Leder im Jedermann-Rennen als Sieger gefeiert und als Triathlon-Gott verehrt. In der Bundesliga würde er wahrscheinlich heute nicht mehr unter die besten 50 kommen. 
Dabei hat die Liga wirklich was zu bieten. Solange die Deutsche Meisterschaft außerhalb der Bundesliga ausgetragen wurde, sind in Frankfurt 20 Athleten im Kreis um den nationalen Titel gefahren. Jetzt haben wir jedes Jahr ein Topfeld am Start. Daraus muss mehr gemacht werden. 


tri2b.com: Welche Änderungen könnten die Liga Ihrer Meinung voran bringen? 
H.V.: Die Liga finanziert sich momentan ausschließlich aus den Lizenzgebühren der Vereine und denen der Veranstalter. Sponsoren fehlen und die DTU selbst nimmt auch keinen Euro in die Hand. Was möglich ist, zeigen andere Verbände. In die deutsche Tischtennis Liga hat der Fachverband 200.000 Euro investiert. Mit dem Rückenwind haben jetzt auch die Vereine bessere Sponsoren gefunden. Bei uns hingegen musst du dich glücklich schätzen, wenn du Plus-Minus-Null aus der Saison rausgehst. Ich habe das Gefühl, dass sich Personen in den Schlüsselpositionen im DTU-Präsidium einfach weigern, mehr aus der Bundesliga zu machen. 

tri2b.com:Welchen Einfluss hat die WM in Hamburg auf die Liga? 
H.V.: Die WM fokussiert ungemein. Das ist auch gut so. Aber die Liga leidet sicher etwas darunter. 

tri2b.com:Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihrem Team einen guten Saisonstart in Gladbeck. 
H.V.: Vielen Dank für die Glückwünsche und für das Interesse an unserem Team.