Mein erster Ironman oder der Wunsch nach weniger Dramatik im Leben

von Julia Jaenicke für tri2b.com | 13.07.2019 um 15:12
Eigentlich bin ich ein Fan von kurzen Mitteilungen. Aber da beim Ironman nichts kurz ist, ist dieser Bericht auch etwas länger ;-). Als ich vor rund 1 1/2 Jahren meinen ersten Marathon in München gelaufen bin und freudestrahlend im Ziel ankam, kam mir der Gedanke mich an einer Triathlon-Langdistanz zu probieren. Ich entschied mich für den Ironman in Klagenfurt, weil mich der türkisfarbene Wörthersee mit den Bergen außen herum gereizt hat. Vor einem Jahr ergatterte ich glücklicherweise einen Startplatz und seither drehte sich sportlich gesehen alles um dieses Event.

Dank der Trainingsplanung von Mathias Flunger vom AusdauerNetzwerk seit November 2018, eines Langlaufcamps in Seefeld vom AusdauerNetzwerk und eines Triathloncamps auf Lanzarote Ende März, vermittelt durch tri2b.com, fühlte ich mich gut vorbereitet. Obwohl ich in der Vorbereitungsphase mehrere Wochen erkältet war und mit Fuß- und Knieproblemen zu kämpfen hatte. Meine Siege beim Andechs trail run im April und beim Tölzer Triathlon  Anfang Juni schienen mir da wie ein Versehen ;-)

Daumen hoch für den ersten Ironman-Start: Julia Jaenicke

Weniger gut war, dass ich zwei Wochen vor dem Ironman völlig überraschend meinen Arbeitsplatz verloren habe. Immerhin konnte ich somit in Ruhe packen. Einen Tag vor Abreise dann noch Panik im Freibad. Ich trat in eine Biene, reagierte aber zum Glück blitzschnell und konnte ein Anschwellen des Fußes verhindern.

 

Schwimmen zum Rücken lockern

 

In Kärnten angekommen brach dann aber zum Glück die Ruhe aus. In der Nacht vor dem Ironman habe ich sogar ein Gewitter verschlafen und mir beim Frühstück um 3:30 Uhr gedacht „So entspannt hast du schon lange nicht mehr gefrühstückt“ :-)

Dass mein Rücken ein Knackpunkt werden würde, war von vorneherein klar. Denn da habe ich auch beim Training leider viel zu oft Schmerzen. Aber wie ich mich vor dem Start nach dem Radaufpumpen aufrichten wollte und der Rücken blockierte, dachte ich dann doch „ich spinn“. Statt Aufwärmprogramm vor dem Schwimmen ließ ich mich von einer Notärztin einrenken.

Etwas zweifelnd stand ich an der Startlinie und nutzte das Schwimmen ohne Neoprenanzug zum Auslockern vom unteren Rücken. Glücklich überhaupt auf dem Rad zu sitzen, erfreute ich mich an dem landschaftlich wunderschönen und abwechslungsreichen 180 km langen Radrundkurs und prüfte bei jeder Gelegenheit,  ob der Rücken noch mobil ist.

 

Mit Donnerwetter zähneklappernd in Richtung T2

 

Bei km 145 tat ich mir dann allerdings erneut schwer mein Motto „Ein Lächeln macht das Leben leichter“ einzuhalten. Ein Unwetter brach über uns herein mit Windböen, Starkregen und Blitzschlag. Jetzt hieß es nur noch sturzfrei in die Wechselzone kommen. Die letzten 20 km Abfahrt dorthin waren leider weder zum Gas geben noch zum genießen. Ich versuchte zähneklappernd und schlotternd das Rad zu kontrollieren.  Aber dank der Schweiz Transalp mit dem AusdauerNetzwerk letztes Jahr wusste ich, dass man das Frieren nach einem Regenguss überlebt ;-)

Aufgrund des steifen Rückens musste ich dann durch die Wechselzone humpeln und war heilfroh, dass mir im Wechselzelt ein netter Helfer die Schuhe schnürte. Mit den klammen Fingern hätte ich das nicht richtig geschafft. Beim Ausgang aus der Wechselzone traf ich dann meine Mama, die sich riesig mit mir freute, dass ich es so weit geschafft hatte. Nach dem ersten Laufkilometer stand ich dann gerade, war schmerzfrei und setzte mein Lächeln auf. Dieses wurde durch viele „Julia“-Anfeuerungsrufe erwidert.

 

Federleicht über die 42,2 km

 

Ich empfinde es als große Ehre, wenn sich Freunde, Bekannte und auch fremde Menschen für meinen Sport begeistern. Auch das Einklatschen mit den Kindern, Musik am Straßenrand und ein glitzernder See beflügeln. Und im Kopf hatte ich stets die Worte einer Bekannten „du läufst wie eine Feder“. Also gab ich mir Mühe und hatte die letzten 2 km noch Kraft das Tempo anzuziehen. Mit einer Marathonzeit von 3:29 Stunden bin ich glücklich in die Zielarena eingelaufen :-)

Dann machte der Rücken allerdings endgültig zu. Zum Glück gibt es bei den Ironman-Veranstaltungen eine kostenfreie Massage im Ziel. Ich geriet an einen sehr netten Heilmasseur, der mir einen Lendenwirbel einrenkte. Umdrehen nachts war keine gute Idee. Aber bereits am nächsten Nachmittag konnte ich wieder gerade stehen. So schnell hatte ich mich noch nie nach einer Blockade erholt.

Unter den gegebenen Umständen bin ich mit meiner Zeit von 11:16 Stunden (1:23 swim, 6:12 bike, 3:29 run) und Platz 6 in meiner Altersklasse sehr zufrieden. Rückblickend war das also gar nicht so „schlimm“ mit der Langdistanz und man könnte glatt zum Wiederholungstäter werden ;-)

Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf die Transalp Stelvio-Mortirolo und Route des Grandes Alpes mit dem AusdauerNetzwerk im August und bin gespannt was da noch für Abenteuer mit dem A|N tri2b.com Triathlonteam auf mich warten!

Nur bitte dann mit weniger Dramatik ;-)