Jan Sibbersen: Triathlon hat sich zu einer eigenständigen Industrie entwickelt

H. Eggebrecht für tri2b.com | 10.02.2015 um 21:27
Von Freitag, 27. Februar bis zum Sonntag, 1 März 2015, wird es in Langen bei Frankfurt erstmals eine komplett eigenständige Triathlonmesse geben. Die Triathlon Convention Europe (TCE) öffnet dann in der Neuen Langener Stadthalle ihre Pforten. Die bekannten Triathlonmarken werden nahezu komplett vertreten sein und in diversen Fachvorträgen soll der Wissensdurst zu Material- und Trainingsfragen gestillt werden. Wir haben mit TCE-Organisator Jan Sibbersen über die Messepremiere und die damit verbundenen Erwartungen gesprochen.

tri2b.com: Seit wann gibt es die Idee einer eigenständigen Triathlonmesse und warum? 
Jan Sibbersen (J.S.): Die Idee habe ich eigentlich schon seit fünf oder sechs Jahren. In England gibt es ein vergleichbares Angebot schon seit vielen Jahren und es funktioniert dort. Ich dachte mir, so ein Angebot sollte in abgeänderter Form zum richtigen Zeitpunkt auch in Deutschland realisierbar sein. Einer der Hauptgründe warum ich nicht schon früher begonnen habe die Idee umzusetzen, ist die Tatsache, dass meine Marke sailfish in den Vorjahren selbst noch sehr viel Aufbauarbeit benötigte. 

tri2b.com: Wie hebt sich die TCE von schon bestehenden Messeangeboten ab? 
J.S.: Natürlich gibt es reine Verkaufsmessen während der Triathlonsaison mehr als genug. Ein besonderes Element der TCE ist, dass hier alle Hersteller vor dem Saisonstart ihre Neuheiten präsentieren können. Auf der anderen Seite ist auch der Wissensdurst der Endkunden enorm hoch. Das Wissen an sich ist aber in der Breite durchaus noch begrenzt. Von daher ist so eine Messe die ideale Plattform, um sich umfassend zu informieren, sich auszutauschen und auch einzukaufen. Zumal auf vielen der bekannten Verkaufsmessen im Sommer nie alle Spieler der Szene vereint sind. Bei der TCE sind wirklich nahezu alle vor Ort. 

tri2b.com: Von Seite der Messeaussteller seid ihr komplett ausgebucht. Gab es da nicht auch Vorbehalte, da Du mit sailfish auch selbst als Hersteller auftrittst? 
J.S.: Offen gesagt nicht. Wir trennen die Geschäfte auch ganz bewusst. sailfish bedeutet einzig und alleine sailfish GmbH und die TCE wird eigenständig von der Eventagentur EvenTrade GmbH organsiert, die wir extra für diesen Zweck gegründet haben. Außerdem haben wir mit der Deutschen Triathlon Union (DTU) einen Messepartner im Boot, der frühzeitig für eine offizielle Legimitationsgrundlage gesorgt hat. Die ausgebuchte Messefläche zeigt, dass dieses Konzept von der Industrie angenommen wird. 

tri2b.com: Du bist schon lange in der Szene dabei. Zuerst als aktiver Triathlet, dann mit der Marke Xterra und seit 2007 mit sailfish. Wie hat sich der Triathlet hinsichtlich der Ansprüche an das Material verändert? 
J.S.: Wobei ich ja erst im Triathlon 2.0 eingestiegen bin, zu den richtigen Pionieren zählen andere. Das Angebot ist in den letzten Jahren sehr viel reifer und differenzierter geworden. Früher gab es zwei oder drei Neofirmen, die ein paar Neos im Sortiment hatten. Heute tummeln sich alleine im Wetsuit-Markt 10 bis 20 Anbieter und jeder hat eine Vielzahl von Modellen im Angebot. Ähnlich ist es im Rad- und Laufsegment. Heute gibt es reihenweise spezielle Zeitfahr- und Triathlonräder oder spezielle Triathlonlaufschuhe. Triathlon ist zu einer eigenen Industrie geworden, die auch eine eigene Plattform wie die TCE rechtfertigt. 

tri2b.com: Welche Veränderungen sind beim Verkaufen und Kaufen spürbar? 
J.S.: Wir sehen ganz klar, dass der Triathlet von heute zusehends online einkauft. Trotzdem oder gerade deshalb wollen wir mit der TCE auch einen realen Handelsplatz anbieten. Am Ende des Tages werden Geschäfte immer zwischen Menschen gemacht. Dieses Menschliche geht in der virtuellen Welt zunehmend verloren. 

tri2b.com: Gibt es schon Hinweise, wie die Messe vom Endverbraucher angenommen wird? 
J.S.: Aktuell ist das ganz schwer messbar, da wir keine Tickets im Vorverkauf abgeben. In den Wochen bis zum Event wird die Werbetrommel noch ordentlich gerührt werden. Wir rechnen aktuell, dass wir an den drei Messetagen um die 3.000 Besucher haben werden. 

tri2b.com: Der Termin ist zum Februar-März-Monatswechsel zwei Monate vor dem eigentlichen Saisonstart der Triathlonsaison in Deutschland. Ist das nicht ein Wagnis? 
J.S.: Darüber haben wir uns sehr lange Gedanken gemacht. Ende Februar kann die Industrie durchweg schon ihre Saisonneuheiten präsentieren. Gleichzeitig sind nur wenige Triathleten schon im Trainingslager-Modus. Gerade der März ist dann im Anschluss für viele der ambitionierten Athleten oft mit den Trainingslagerwochen verplant. Im April ist zuerst Ostern und danach wäre ein Messetermin schon zu spät. Außerdem sind wir uns sicher, dass Triathleten Ende Februar eher nochmal ein Wochenende für einen Messebesuch opfern als später in der Saison, wenn die Zeit lieber ins umfangreiche Training gesteckt wird. Zumal wir auf der TCE auch genügend aktives Programm dabei haben, damit der Bewegungsdrang der Triathleten gestillt wird. 

tri2b.com: Neben der Produktmesse gibt es bei der TCE auch ein umfangreiches Programm mit Vorträgen zum Triathlontraining. Wie groß ist deiner Meinung der Anteil von passendem Training und gutem Material? 
J.S.: (lacht) Fragst Du mich als Triathlet oder Geschäftsmann? Als Athlet würde ich sagen 80% Training/20 % Material. Als Geschäftsmann sag ich mal 70 zu 30. Wobei ganz klar gilt. Erfolg gibt´s im Triathlon nur, wenn man die entsprechenden Trainingsstunden investiert hat, da gibt es keine Abkürzung. Allerdings ist es so, dass gutes, an die Bedürfnisse es jeweiligen Athleten angepasstes Material hier vieles erleichtern kann. Und ganz bestimmt macht das Training mit gutem Equipment einfach mehr Spaß.