Schrauber-Meister Detlef Adams: Ein richtiger Prerace-Bikecheck ist Pflicht

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 17.04.2017 um 11:24
Triathlon-Zeitfahrmaschinen sind wahre Wunderwerke der Fahrradtechnik. Doch schon kleinste Nachlässigkeiten bei der Materialpflege und Einstellung könnten fatale Folgen haben. Statt einem erhofften Hawaii-Qualislot kann nach einem Jahr Vorbereitung und Entbehrungen im schlimmsten Fall ein DNF hinter dem Namen in der Ergebnisliste stehen - Rennaufgabe wegen Materialdefekt. Nur weil im Vorfeld an einer professionellen Bike-Inspektion gespart wurde.

Detlef Adams kann dazu allerlei Geschichten erzählen. Seit über zehn Jahren ist der 48-jährige Zweiradmechaniker-Meister für Cervélo auf den großen Triathlon-Messen unterwegs und ist dort für den Service der Räder verantwortlich. Mit seinem fahrenden Ersatzteillager und Messezelt steht er dann für Notfälle von Cervélo-Fahrern vor den großen Rennen wie in Roth, Frankfurt oder Nizza parat.

 

Manche Triathleten vernachlässigen die Materialpflege

 

Immer wieder schlägt Adams die Hände über den Kopf zusammen, wenn er miterleben muss, wie nachlässig manche Triathleten mit ihrem Radmaterial umgehen. Lockere Tretlager, zu viel Spiel in den Laufradnaben, zu locker oder zu fest eingestellte Lenklager und Defekte an den Brems- und Schaltzügen. Verschlissene Bereifung ist da noch das geringste Übel.

Meist kann Adams helfen. In seiner fahrenden Werkstatt hat der gelernte Zweiradmechaniker unzählige spezielle Kleinteile dabei, um auch ältere Cervélo-Rahmen für den Wettkampfeinsatz noch fit zu bekommen. Wenn es sein muss, dann schickt er seine Kundschaft schon mal mit einen Einkaufszettel zum nächst gelegenen Radladen , um noch fehlende Ersatzteile zu besorgen.  Doch ein Problem bleibt: Ein echter Belastungstest in einer längeren Trainingsfahrt ist so kurz vor dem Rennen nicht mehr möglich.

Der Erfolg mancher Reparaturen kann erst nach solch einer Testfahrt richtig beurteilt werden. Deshalb fasst Adams knackende und lockere Tretlager wenige Stunden vor dem CheckIn auch nur noch ungern an. "Wenn es dann doch nicht funktioniert, hab ich den Schwarzen Peter," sagt der im Allgäu aufgewachsene Adams. Manch Agegroup-Athlet reagiert da ungeduldiger als hochdekorierte Profis. Aber der Cervélo-Mann lässt sich auch von solch übermotivierten Athleten nicht aus der Ruhe bringen "Hofele" machen, der Ausdruck für ruhig und behäbig im Allgäu, ist bei so diffizilen Sachen angesagt.  Wer hier hudelt macht aus den empfindlichen Carbonteilen schnell Sondermüll.

 

 Das Reich von Detlef Adams: Der Cervélo-Radpark -  ©tri2b.com

 

Rechtzeitig zum professionellen Prerace-Bikecheck

 

Damit auch die Athleten ruhig und entspannt in ihr Rennen des Jahres starten können, hat Adams deshalb einen eindringlichen Tipp. "Geht drei bis vier Wochen vor dem Ironman zu eurem Radhändler und lasst es richtig durchchecken." Gerade die Athleten, die nicht so gut mit Schraubenzieher, Torx- und Inbus-Schlüssel umgehen können, sollten sich bei dieser kleinen Zusatzinvestition nicht lumpen lassen. Nichts ist ärgerlicher als ein großer Zeitverlust oder im schlimmsten Fall sogar ein DNF, nur weil das Material nicht richtig gewartet war.

 

 Arbeiten mit Aloha-Spirit: BikeCheck auf der Ironman Hawaii Triathlon-Expo - © Lesley Louhglin/Cervélo

 

Cervélo-Support: Deutscher Mechanikerservice auf Hawaii

 

Und wenn trotzdem kurz vor dem Rennen die Kette klemmt, z.B. weil bei der Anreise zum Wettkampf was am Rad beschädigt wurde. Detlef Adams steht für seine Cervélo-Fahrer bereit, sogar auf Hawaii. Nach Kona wurde er 2016 extra eingeflogen, damit die vielen deutschsprachigen Starter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dort auch nicht noch mit Sprachbarrieren beim Bikeservice in der sowieso schon mehr als hektischen Raceweek zu kämpfen haben. Diesen Service leistet sich die kanadische Kultmarke, die seit elf Jahren die Poleposition im Kona-Bike-Count abonniert hat.  Und die Kundschaft honoriert das auch. Plötzlich klopfte es am Bahnsteig im Frankfurter Flughafen auf Adams Schulter, der gerade die letzte Etappe der langen Hawaii-Rückreise in Angriff nahm. "Du bist doch der Cervélo-Mechaniker. Danke für den perfekten Radcheck in Kona, mein Ironman lief super."