Kurzmeldung


Boulder inside: Dave Scott hat mit Hawaii nicht abgeschlossen

von W. Dittrich für tri2b.com | 08.04.2003 um 08:00
Anfang April – der Winter ist auch in Boulder vorbei und soeben hat die nordamerikanische Ironman-Serie begonnen – mit einem Sieg von Tim DeBoom in Südkalifornien. Er und seine Frau wohnen ein paar Meilen entfernt von uns hier oben in Boulder. He’s the man to beat. Auf den Ironman Hawaii ist der zweimalige Champion so fokussiert wie seine amerikanischen Vorgänger, Mark Allen (sechs Siege) und Dave Scott (fünfmaliger Champion) zu ihrer Zeit.

 

Ende einer Ära?

Die alten Hasen unter Euch wissen es noch: Während der gesamten Achtziger, also vor bald 20 Jahren zählte auf Hawaii nur eins: "The Man" Dave Scott zu schlagen. Wenn Scott wegen seiner Kniebeschwerden nicht angetreten war, zählte ein Sieg nur die Hälfte. Bis ein gewisser Mark Allen Ende der Achziger in einem legendären Duell Scott zwei Meilen vor dem Finish schlug und die Ära von "The Grip" begann ...Vor einiger Zeit habe ich unter anderem über den Flatiron Club berichtet, wo ich als Schwimmtrainer arbeite und auch ein bisschen trainiere. Ihr erinnert Euch? Nun – einer, der immer dort ist wenn ich morgens ankomme und der auch immer noch trainiert wenn ich mittags wieder gehe, ist „The Man“ Dave Scott.

 

„Duckfeet“ mit Comeback-Plänen?

Da Dave heute fitter aussieht als vor 20 Jahren und immer noch mehr trainiert als die meisten heutigen Triathlon-„Profis“, wollte ich nun doch mal wissen, ob er wieder vorhat in die Rennszene einzusteigen. 1996 hatte er das letzte große Comeback von vielen, als er 42-jährig noch auf Platz fünf in Hawaii vorlief. Beim letzten Mal vor eineinhalb Jahren hat es nicht geklappt – eine offene Rechnung? Nein, sagt er. Es könne aber sein, dass er auf einer Halbdistanz startet, irgendwann in der „nächsten“ Zeit. Was immer das heißen mag...Tatsache ist: Die Knieprobleme begleiten Dave Scott durch seine ganze Karriere. Im letzten Jahr wurde er gleich zweimal am Knorpel operiert und das zweite Mal wurde nötig, weil er nach dem ersten zu früh wieder mit dem Laufen angefangen hatte. Man sollte glauben, dass jemand mit seiner Erfahrung Fehler dieser Art nicht (mehr) macht. Stattdessen – wenn man glaubt, was hier erzählt wird (manchmal sieht man es mit eigenen Augen), dann hat „Duckfeet“ – so heißt er wegen seines unnachahmlichen, aber effektiven Laufstils – seit seiner zweiten Operation schon wieder mehr als ein Dutzend 2(+)-Stunden Läufe hinter sich.Irgendwie macht das „uns übertrainierten Normalsterblichen“ auch Hoffung: Vielleicht haben wir das Ende unserer persönlichen Fahnenstange selbst noch gar nicht erreicht, obwohl auch wir die meiste Zeit nicht wissen, was gut für uns ist.

 

Hawaii – gewinnen nur noch die Taktiker?


Thomas Hellriegel sagt es auch: Die Männerrennen auf Hawaii werden wieder langsamer. Es ist sicher schwierig, Siegerzeiten zu vergleichen, aber solange ich mich erinnern kann, lagen im Ziel von Hawaii die Zeitunterschiede zwischen Damen und Herren bei 50 Minuten bis einer Stunde, grob gerechnet. Letztes Jahr blieben davon nur noch etwa 35 Minuten übrig. Die Radzeiten sind trotz des Draftings immer gemächlicher geworden und beim Laufen hat sich auch seit Jahren nichts mehr getan. Was ist der Grund? Ist Taktik so entscheidend geworden? Auch wenn er das nicht direkt zugibt - für den größten Taktiker aller Zeiten Dave Scott ist es ein heißes Thema. Bei ihm hört man zwischen den Zeilen heraus: Könnte er sich noch einmal ohne gesundheitliche Probleme auf den Ironman vorbereiten, dann rechnet er sich als 49-jähriger echte Chancen auf einen Toprang aus. Was wäre da in der Szene los! – Sein letzter Versuch vor eineinhalb Jahren lässt mich allerdings an diesem reizvollen Szenario zweifeln.Ich werde Tim DeBoom mal nach seiner Meinung fragen ...Bis bald, Gruß aus Boulder!
Zaehler