Ironman Germany: Faris Al-Sultan dominiert bei Monsterbedingungen am Römer

von Philipp Görgen für tri2b.com für tri2b.com | 24.07.2011 um 15:06
Faris Al-Sultan hat zum ersten Mal in seiner Karriere die Ironman Europameisterschaften in Frankfurt gewonnen. Der 33-Jährige Münchner siegte bei unangenehm kühlen Temperaturen nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in 8:13:50 Stunden ...

Faris Al-Sultan hat zum ersten Mal in seiner Karriere die Ironman Europameisterschaften in Frankfurt gewonnen. Der 33-jährige Münchner siegte bei unangenehm kühlen Temperaturen nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in 8:13:50 Stunden. Hinter Al-Sultan sicherte sich Jan Raphael Rang zwei und konnte sich ebenfalls über seine bisher beste Platzierung am Römerberg freuen. Dritter wurde Michael Göhner, der im Marathon schon auf Rang zwei nach vorne lief, dann aber Raphael auf den letzten Kilometern ziehen lassen musste.Was für ein Tag in Frankfurt. Als um 6:45 Uhr der Startschuss für die Profis am Langener Waldsee fiel, zeigte das Thermometer keine 10 Grad. Zwar war es von oben noch trocken, aber der Blick auf den wolkenverhangenen Himmel verhieß nichts Gutes. Beim Schwimmen bildete sich schnell eine fünfköpfige Spitzengruppe, unter anderem mit Faris Al-Sultan, Sylvain Sudrie und René Göhler. "First out of the Water" bei den Pros war Bart Colpaert. Bart wer? Richtig, selbst gestandenen Insidern war dieser Name bis dato unbekannt, ein Umstand der bei der versammelten Prominenz in Frankfurt schon eher ungewöhnlich ist. Der Belgier wurde nach einer für die Pros eher schwachen Radleistung (4:40:20) dank eines sehr guten Marathons in 3:03:39 Stunden am Ende noch Zehnter. Alle weiteren Anwärter auf Top-Platzierungen folgten in einer großen Gruppe mit Zeiten um 50 Minuten.

Al-Sultan überrascht an der Spitze

Auf dem Rad war einer ganz schnell allen auf und davon: Faris Al-Sultan. Das "Triathlon-Urgestein", wie er sich selbst jüngstens titulierte, zeigte seine gewohnte Taktik und ließ seinen Verfolgern trotz heftigen Windes, Kälte und bald einsetzenden Regens keine Chance. Und das wie immer nur in knappem Top und Badehose - manche einer fragte sich verwundert, ob er das durchhalten würde. Er hielt durch und wechselte nach für diese Bedingungen sehr starken 4:26 Stunden auf die Laufstrecke. "Ich war überrascht, dass Sudrie auf dem Rad keine Initiative gezeigt hat. Ich kenne ihn als "abnormal" starken Radfahrer. Irgendwann habe ich dann halt attackiert und Sylvain ging nicht mit. Von da an war ich dann alleine", gab der neue Ironman-Europameister anschließend auf der Pressekonferenz zu Protokoll.Sudrie behielt aber Platz zwei und wechselte mit rund neun Minuten Rückstand knapp vor Georg Potrebitsch, der sich nach mäßigem Schwimmen stetig nach vorne gearbeitet hatte, auf die Laufstrecke. Den späteren Gesamtvierten hatten Kenner der Szene für eine Top Platzierung auf der Rechnung. Ein anderer, den man dabei ebenfalls nie vergessen darf, war Thomas Hellriegel - aber nach 90 Kilometern auf dem Rad war es dem Routinier zu kalt und er musste das Rennen vorzeitig beenden. Ein Schicksal, das neben vielen Agegroupern später auch Sylvain Sudrie ereilte. Der beendete zwar noch das Radfahren, aber nach etwas mehr als der Hälfte des Marathons musste auch er aufgeben. Dabei hatte sich der Franzose auf der ersten Hälfte der Laufstrecke noch einen kilometerlangen erbitterten Kampf mit Georg Potrebitsch um Rang zwei geliefert.Doch auch Potrebitsch zollte den Bedingungen und dem hohen Tempo schließlich Tribut, denn von hinten "rollten" schon Michael Göhner und Jan Raphael heran. Raphael war zwar vor Göhner vom Rad gestiegen, konnte seinen knapp zweiminütigen Vorsprung allerdings nur bis Kilometer 19 halten. Der laufstarke Göhner zog dann souverän vorbei, brach zum Ende hin aber ein. "So konnte ich ihn etwa drei Kilometer vor dem Ziel wieder überholen", so Jan Raphael später.

Raphael und Göhner: Mit schnellen Läufen noch aufs Podium

Die beiden liefen mit Abstand die schnellsten Marathonzeiten des Tages (Göhner 2:47:55, Raphael 2:49:48). Göhner damit zehn Minuten schneller als Sieger Al-Sultan. Dieser hatte zwar im Ziel noch über fünf Minuten Vorsprung, war aber sichtlich am Ende seiner Kräfte - völlig fertig fiel er seiner Freundin Ina Reinders in die Arme. "Vielleicht hätte ich mir auch etwas mehr anziehen sollen, das hätte mir sicher auch gut getan. Beim Laufen hatte ich schon Angst, was da noch von hinten kommt", erläuterte der Hawaii-Sieger von 2005, der wegen der Kälte auch von Monsterbedingungen sprach. Aber auch wenn er sich "quälen" musste, war Göhner keine Gefahr mehr für ihn. "Ich bin es ja gewohnt, wenn ich von hinten das Feld aufrollen muss. Aber heute hatte ich mir ein besseres Schwimmen erwartet. Trotz der Kälte ging es eigentlich. Auf dem Rad habe ich zusammen mit Frank Vytrisal Tempo gemacht und auch beim Laufen habe ich von Anfang an versucht, Druck zu machen. Zum Ende habe ich dann aber auch Probleme bekommen, ich denke aber, dass es für die Hawaii-Qualifikation reicht", fasste der Zweite von 2007 sein Rennen anschließend zusammen und ergänzte: "Platz drei ist schon ok, das Treppchen war mein Ziel. Jan hat es nach so vielen Anläufen wirklich verdient, hier aufs Podium zu kommen."Der Angesprochene fand sein Rennen dementsprechend dann auch "sensationell". "Lange habe ich darauf gewartet, so oft war ich Vierter in den vergangenen Rennen", erläuterte Raphael, der nun die Startberechtigung für die WM in Kona sicher hat. "Da läufst du 30 Kilometer auf Platz vier und denkst: bitte nicht schon wieder. Unterwegs habe ich versucht, Druck zu machen und konnte sehen, dass die anderen angeschlagen waren. Mein Schwimmen war schlecht, das Radfahren eher normal, ich war nicht in der Lage zu attackieren. Aber mit dem Marathon bin ich wirklich sehr zufrieden", so der Commerzbank-Profi aus Hannover weiter. Zudem verwies er noch darauf, dass hier in Frankfurt im Gegensatz zu anderen Wettkämpfen die "echte" Ironman-Distanz zu absolvieren gewesen sei, weshalb die Leistungen hier denen anderer Rennen in nichts nachständen. Mit Stephan Vuckovic landete hinter Georg Potrebitsch ein weiterer Deutscher in den Top 5. Erster Nicht-Deutscher wurde der Australier Luke McKenzie auf Rang 6. Trotz des schlechten Wetters gab es keine schweren Unfälle zu beklagen. Es war übrigens in der zehnjährigen Geschichte des Ironman in Frankfurt die erste echte "Schlechtwetter-Ausgabe". Dass es nicht die letzte Ausgabe überhaupt war, soll noch Gegenstand von Verhandlungen sein - wie am Rande der Veranstaltung bekannt wurde, ist die Zukunft des Rennens ungewiss.der Rennbericht der Frauen, Interviews und Bilder folgen