Damit die Kompression nicht drückt, sondern Druck bring

von Stefan Drexl für tri2b.com | 05.05.2011 um 22:43
Druck ist nicht gleich Druck und Strumpf nicht gleich Strumpf. Damit der Zweck nicht nur die Mittel heiligt kommt es bei Kompressionsbekleidung auf ein paar besonders feine und entscheidende Unterschiede an. So ist es vor allem entscheidend, dass die Kompression auch dort wirkt, wo sie die Muskulatur und damit den Sportler bestmöglich unterstützt. So wie die Anatomie und Muskulatur eines jeden Athleten verschieden ist, genauso müssen auch Passform und Kompression individuell sein, um den Bedürfnissen gerecht zu werden und die gewünschte Wirkung zu entfalten. Das haben einige wenige Hersteller erkannt und orientieren sich bei der Größenbestimmung an den individuellen Maßen des Sportlers. Ihre Produkte bieten sie daher in verschiedenen Umfangs- und Längenmaßen an. Es gibt zudem verschiedene Anforderungen an die Kompression, so sind je nach gewünschter Wirkung auch unterschiedliche Druckstärken notwendig. Neben guter Passform und variabler Kompressionsstärke ist die Haltbarkeit des Produkts in Bezug auf Verschleiß und Druckerhaltung ein Kriterium. Gerade hier gibt es große Qualitätsunterschiede auf dem Markt.

Perfekte Passform für effizienten Druck 
Ein genauer, anatomischer Druckverlauf der ist bei der Auswahl von Kompressionsstrümpfen ein maßgebliches Kriterium. Entscheidend ist eine vom Knöchel nach oben hin abnehmende Kompression. Die Kompression ist am Knöchel am stärksten und wird zum Knie hin medizinisch abgestuft, geringer. Nur so kann eine durchblutungsfördernde Wirkung und bessere Sauerstoffversorgung der Muskulatur gewährleistet werden. Das wird durch das Anpassen der Kompressionsbekleidung an die individuellen Körpermaße des Sportlers erreicht. Bei Kompressionsstrümpfen werden die Umfangs- und Längenmaße an Knöchel und Wade gemessen, um die perfekte Passform zu ermitteln. Nur so lässt sich der gewünschte, nach oben abnehmende Druckverlauf erreichen und das kohlendioxidhaltige Blut effizient abzutransportieren. Alles andere würde nicht helfen und einen nachteiligen Effekt hervorrufen. Die bessere Passform kommt dann natürlich auch einem höheren Tragekomfort zu gute. 


Komfortable Druckverteilung 
Für die richtige Wirkung und den Tragekomfort ist besonders das verwendetet Material bei Kompressionsbekleidung ausschlaggebend. Denn die richtige Mischung machts und so ist der Anteil an Elastan ist ein bedeutendes Qualitätsmerkmal, denn erst dadurch wird die Kompression erreicht. So findet man bei Kompressionsbekleidung von Discountern häufig nur einen Elastananteil von 10%. Aber auch die Art des Elastans spielt eine Rolle und da markieren sogenannte Schussfäden, wie sie auch in der medizinischen Kompression eingesetzt werden, das Maß aller Dinge. Mit diesem dickeren und stärkeren Elastan kann neben einer längeren Haltbarkeit vor allem eine höhere Kompression erreicht werden, was besonders Vorteile in der Funktionalität hat. Die Maßeinheit der Garnqualität ist der Denier-Wert (DEN), wobei gerade die Höhe des DEN-Werts direkt für die Kompressionsstärke ausschlaggebend ist und hochwertigere Kompressionsprodukte Garne mit mehreren hundert DEN verwenden. Niedrigere Werte, die besonders in günstigeren Alternativen Verwendung finden führen zu deutlich schnellerem Spannungs- und Druckverlust. 

Neben der Kompressionsqualität gibt es einige andere positive Funktionsmerkmale, die dem Tragekomfort zu gute kommen. Die Kombination mit Funktionsgarnen für einen verbesserten Feuchtigkeitstransport, silberhaltige Garne sowier eingearbeitete Plüsch- und Polsterzonen für eine bessere Anpassung und den Schutz vor Druckstellen. Eigenschaften, die man durchaus auch von einem guten Sportstrumpf ohne Kompression erwarten dürfte. 

Bessere Leistung ohne Vibration 
Durch den stärkeren Druck hochwertiger und passgenauer Kompressionsbekleidung, besonders von Strümpfen, wird die unerwünschte Vibration der Muskulatur vermieden und eine bestmögliche Stabilisierung der Muskulatur erreicht. Die Muskelvibration wird als leistungsmindernder Faktor gesehen und so kann ergänzend Krämpfen, wie auch typischen Sportverletzungen aufgrund intensiver und lang anhaltender Belastungen vorgebeugt werden. Die Verzögerung einer Ermüdung und die längere Erhaltung der Leistungsfähigkeit sind die Folge. 

Aber auch die subjektiven Eindrücke und das Wohlbefinden beeinflussen die Leistungsentwicklung des Sportlers positiv und wirken sich auf seine Motivation in Training und Wettkampf aus. Die Propriozeption (Eigenwahrnehmung) der arbeitenden Muskulatur wird durch Kompressionsbekleidung gefördert und steigert somit die inter- und intramuskuläre Koordination. Ein verbessertes Körpergefühl erlaubt eine höhere Leistungsentfaltung der Muskeln. 


Viel hilft nicht immer viel 
Je nach Einsatzzweck und Trainingszustand ist es sinnvoll unterschiedliche Kompressionsstärken zu verwenden. Aktive Phasen erfordern andere, höhere Drucke als diese für die Regeneration erforderlich sind. Auch die aktiven Phasen sind selten identisch, daher sind Belastungsintensität und Belastungsdauer Kriterien für die richtige Wahl. Gerade für die Regeneration ist eine leichtere Kompression meist ausreichend, denn eine Stabilisierung der Muskulatur ist dann nicht mehr erforderlich. Die gewünschte Durchblutungsförderung und ein damit verbundener beschleunigter Laktatabbau werden auch durch die leichtere Kompression erreicht. 


Effektiv Maß nehmen 
Die Bein- oder Armform, wie auch die Muskulatur sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Ebenso die Anforderungen an die Kompressionsbekleidung. Um eine optimale Wirkung zu erzielen, werden daher mehrere Maße des Sportlers benötigt, um die Kompressionsbekleidung auch individuell anpassen zu können. Für Kompressionsstrümpfe sind es neben der Fußgröße besonders der Knöchel- und der Wadenumfang und die Wadenlänge notwendig. Nur dadurch kann der gewünschte Druckverlauf erreicht werden und man die Durchblutung und somit die Sauerstoffversorgung der Muskulatur effektiv zu fördern. Das ausführliche Maßnehmen erfordert nur wenig Zeit, darauf zu verzichten ginge aber zu Lasten von Passform, des Tragekomforts und der Wirkung der Strümpfe. 

Pflege der Kompressionsstrümpfe 
Kompressionsbekleidung sollte pflegeleicht sein und problemlos in der Waschmaschine bei 30 Grad gewaschen werden können. Von Vorteil ist es gerade in der kalten Jahreszeit, wenn die Produkte auch problemlos einen Trockner vertragen. Übergroße Hitze durch Trocknen in der Sonne oder auf der Heizung sollte jedoch vermieden werden. Hochwertige Produkte verwenden meist Funktionsmaterialien und so kommen die Strümpfe oft schon fast trocken aus der Maschine. Um möglichst lange etwas von der Wirkung seiner Kompressionsbekleidung zu haben, sind Feinwaschmittel ohne Weichspüler oder Sportwaschmittel am besten geeignet. Die Verwendung anderer Waschmittel würde auf Dauer das Elastan porös und brüchig machen, die Kompressionswirkung ginge so schneller verloren. Auch zu seltenes Wasche wäre nachteilig, denn auch Schweiß greift auf Dauer das Material an.