Kurzmeldung


Regelmäßige Bewegung: Grundvoraussetzung für langes gesundes Leben

von Susann Kräftner für tri2b.com | 10.01.2011 um 13:15
In den bisherigen Beiträgen habe ich viel über die Ursachen und dramatischen Folgen von übermäßiger Stressbelastung im Rahmen des Trainings und der Wettkämpfe ebenso wie des Berufs und der Familie gesprochen. Dabei sollte aber keineswegs unter den Tisch fallen, dass Sport bzw. körperliche Bewegung das wichtigste Requisit für ein langes und gesundes Leben sind. In diesem Artikel möchte ich das Thema Ausdauersport aus diesem Blickwinkel betrachten. Sport ist also ausgesprochen gesund, man muss nur die Zeichen zu interpretieren wissen, wenn man die Grenze dorthin überschreitet, wo sich akute und chronische Schäden einstellen können.

Vielleicht fällt es Ihnen leichter, die schädlichen Folgen von zu viel Training und Wettkämpfen zu verhindern, wenn Ihnen einige der Hintergründe und Zeichen, die andeuten, dass Sie sich zu stark belastet haben, vertrauter sind. Moderne Sportphysiologie und -biologie stecken eine Menge Arbeit in das Studium des gesunden Körpers. Dies war über viele Jahrzehnte nicht der Fall, da haben Wissenschaftler nur kranke Körper studiert. Die Sportphysiologie gibt heute einen erhellenden Einblick, wie ein gesunder Körper funktioniert.

Entzündung ist ein Phänomen des gesunden Körpers
Sie sind wahrscheinlich der Ansicht, dass Entzündungen nur im Rahmen von Krankheiten auftreten, wie etwa bei Infektionen oder chronischen nicht-übertragbaren Krankheiten (Atherosklerose, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs, Diabetes Typ 2, Multiple Sklerose, Darmerkrankungen etc.). Die neuesten wissenschaftlichen Daten sprechen eine andere Sprache. Entzündungen wurden als eine Verfassung/Zustand des gesunden Körpers erkannt. Bei diesem Zustand handelt es sich um einen systematischen niederschwelligen Prozess von enormer Bedeutung, der von Immun- und Nervensystem gut kontrolliert wird, wenn man gesund ist, und gut kontrolliert werden muss, wenn man gesund zu bleiben will. Es ist ein Prozess, der Ihren Körper mit all seinen unterschiedlichen Funktionen umfasst.
Entlang sämtlicher Schleimhäute (Bronchien, Darm, Harnblase etc.), die uns mit der Außenwelt verbinden, laufen ständig entzündliche Reaktionen entsprechende Immunantworten ab…und das unser ganzes Leben lang, entlang der Blutgefäße, in den Organen, überall arbeitet der Organismus nach diesem Prinzip, das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.
Besonders die Schleimhäute, die ihre ganz eigene Mikroflora besitzen, sind Bereiche, an denen kontrollierte Entzündungsprozesse die Grenzen sichern, die Kommunikation mit der Umgebung initiieren und kontrollieren und so das Überleben nämlich einen Gleichgewichtszustand gewährleisten. Hier entscheidet sich, wer als Freund (Nährstoffe, Bakterien, Viren, Makromoleküle) und wer als Feind (z. B. Nährstoffe, Bakterien, Viren, Makromoleküle) behandelt wird. Diese Entscheidungen können für Ihr Wohlergehen auch negativ ausfallen wie im Rahmen von Allergien oder Nahrungsmittelallergien etc.

Entzündungen sind folglich ein physiologischer/gesundheitsfördernder Prozess im Körper! Ob das jeweilige Molekül als Freund oder Feind behandelt wird (darum ist die Liste zwischen beiden Klammern die Selbe), hat viel mit dem Zustand des Milieus zu einem bestimmten Zeitpunkt zu tun. Wenn Sie krank oder besonderem Stress ausgesetzt sind, ob dies nur kurzfristig oder über einen langen Zeitraum der Fall ist, verändert sich das entzündliche Milieu und damit Ausprägung der Entzündung, sie wird stärker und stärker, bis Sie sich unter Umständen richtig krank fühlen. Diverse Stresssituationen, wie Sie sie im Training oder Wettkampf erleben, können von Infekten (siehe Herzmuskelentzündung im letzten Beitrag) über Allergien, Asthma bis hin zur Verletzung unterschiedlichste Gesundheitsprobleme auslösen.
Die multiplen systemischen Entzündungsprozesse, die in unserem Körper ablaufen, sind also, wenn sie unterschwellig bleiben, charakteristisch für einen Zustand des absoluten Wohlbefindens. Krankheiten oder Unwohlsein beginnen dann, wenn dieser Prozess abgleitet und außer Kontrolle gerät, was bei allen Krankheiten der Fall ist. Dieser Entzündungszustand wird von ein und demselben System, nämlich dem Stresssystem, angestoßen, aufrecht erhalten und auch kontrolliert. Es besteht aus Nervensystem, Immunsystem und Hormonen (endokrines System). Die Regulation (= auslösen, aufrecht erhalten, kontrollieren) der beschriebenen Prozesse durch die genannten Systeme erfolgt durch eine Vielzahl von Regelkreisen und Rückkoppelungsschleifen (Feedback Loops).

Was hat das mit sportlichen Aktivitäten zu tun oder mit Ihnen als Elite-Athlet oder sehr ambitioniertem Amateur?
Es ist heute allgemein bekannt, dass regelmäßige moderate körperliche Aktivität das Stresssystem so maßvoll stimuliert, dass sich das extrem positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. So ist Bewegung die beste Option, um Krankheiten generell vorzubeugen. Bewegung dämpft Entzündungsprozesse. Man weiß heute, dass allen Erkrankungen chronisch-systemische Entzündungen zugrunde liegen. Diese Entzündungen entstehen aus Fehlregulationen und können fatal enden. So hat je nach genetischer Disposition jeder Mensch seine ureigene Krankheitsgeschichte.
Chronisch-systemische Entzündungen können zu Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und zu Tumoren wie Brust- oder Darmkrebs etc. führen. Körperliche Inaktivität ist Risikofaktor Nummer 1 für chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Hyperlipidämie, Diabetes und Fettleibigkeit. Körperliche Aktivität schützt vor diesen Krankheiten und vorzeitigem Tod, eben deshalb, weil die Entzündungszustände in unserem Körpers unterschwellig reguliert bleiben und nicht chronische Dimensionen annehmen.

Als Athlet befinden Sie sich auf dem Pfad der Gesundheit und Jugend! Wenn Sie es nicht übertreiben!
Sie sind wahrscheinlich bestens mit der Tatsache vertraut, dass Ausdauertraining Stress abbauen, aber gegebenenfalls auch Stress bedeuten kann, positiv im Fall eines Trainings bis an die Grenze der Leistungssteigerung ohne Folgen des Leistungsabfalls, negativ im Fall des Übertrainings. Je mehr Sie Ihren Körper zu Leistungen zwingen, die zu Strapazen ausarten, desto gestresster wird dieser. Plötzlich spüren Sie die systemischen Entzündungen. Akute Symptome wie Fieber, Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen etc. können auftreten. Ausreichende Regeneration bringt diese Phänomene schnell zum Verschwinden. Allerdings besteht die Gefahr, wenn man sie immer und immer wieder ignoriert, langsam in ein Übertraining, ein Burn-out oder aber eine Infektion wie EBV oder eine Herzmuskelentzündung hineinzurutschen. Also Vorsicht und währet den Anfängen, der Grat zwischen Wohlbefinden und Krankheit ist umso schmäler, je härter man an die Grenzen der individuellen Belastbarkeit geht.
Die Prozesse, welche die unterschwelligen Entzündungen Ihres Körpers kontrollieren, haben es in solchen Zeiten besonders schwer. Immunsystem, autonomes Nervensystem und Ihre Hormonhaushalt könnten dekompensieren. Wenn Sie es aber schaffen, Ihre individuellen Belastbarkeitsgrenzen herauszufinden, dann können Sie sicher sein, dass Sport (bitte beachten Sie, dass es auch andere Faktoren gibt, wie etwa die genetische Ausstattung oder Ernährung, die ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen) eine der besten präventiven Maßnahmen für ein langes und gesundes Leben ist.

Eine Bemerkung zum Schluss:
In diesem Beitrag spreche ich nicht über die lokale akute Entzündungen infolge von Verletzungen oder anderen Traumata. Eine akute Entzündung ist ein Prozess, der normalerweise innerhalb weniger Minuten oder Stunden auftaucht und durch die Behebung des Entzündungsreizes wieder nachlässt. Er ist durch 5 Hauptsymptome charakterisiert: Hautrötung, erhöhte Temperatur, Schwellung, Schmerz und Funktionsverlust.