Stryd Lauf-Powermeter im Praxistest

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.04.2016 um 20:57
Ein Wattmessgerät fürs Laufen? Wie soll das denn funktionieren? So unser erster Gedanke in der tri2b-Redaktion, als wir das Angebot zum Testen erhielten? Uns sind die Funktionsweisen die Wattmess-Systeme fürs Radfahren bekannt, die ihre Werte durchgängig über den Antrieb ermitteln. Doch beim Laufen? - Dehnmessstreifen in die Läuferbeine implantieren geht schließlich nicht. Das im US-amerikanischen Boulder ansässige Startup-Unternehmen Stryd hat sich dieser kniffligen Aufgabe angenommen und das erste Powermeter für den Laufsport entwickelt, wobei die Wattleistung u.a. durch Beschleunigungssensoren ermittelt wird. Wir haben den Stryd Powermeter über mehrere Wochen im Paxiseinsatz getestet.

Warum macht die Erfassung der Wattleistung beim Laufen Sinn?

 

Beim Radfahren ist es mittlerweile auch im ambitionierten Hobbysport angekommen, dass sich über die realisierte Wattleistung das Training weitaus besser steuern lässt, als mit den allseits bekannten Größen Geschwindigkeit und Herzfrequenz, die jeweils stark von äußeren Faktoren beeinflusst werden können. Ganz ähnlich sieht es beim Laufen aus.  Auch hier wir die realisierte Laufgeschwindigkeit von der Steigung, dem Gefälle, dem Wind und dem Untergrund beeinflusst. Die Herzfrequenz wiederum wird durch evtl. Trainingsvorbelastungen, der Stimmungslage, dem Flüssigkeitshaushalt und der Umgebungstemperatur mit beeinflusst.

 

Die Funktionsweise:

 

Der Stryd Powermeter sieht eher unscheinbar aus. Schließlich handelt es sich bei der Hardware nur um ein Herzfrequenzmessgurt inklusive einem aufklickbaren, 20 Gramm leichten, Sensor, wie man es von allen aktuellen Herstellern von Herzfrequenzuhren her kennt.  Der Stryd-Sensor beinhaltet Beschleunigungs- und Lage/Winkelsensoren, der gekoppelt mit der Stryd Mobile-App, bzw. einer kompatiblen GPS-Laufuhr (ANT+ bzw. Bluetooth Smart kompatibel),  bei unseren Tests kam eine Garmin Forerunner 920 XT zum Einsatz) die realisierte Wattleistung errechnet. Dazu zieht Stryd die über GPS gemessene Laufgeschwindigkeit  und  das angegebene Körpergewicht des Läufers mit ein.  Außerdem wird die Schrittfrequenz übermittelt.   

 Der Stryd Powermeter-Sensor

 

Die Einrichtung:

 

Für den Start müssen in der Stryd Mobile-App bzw. im Stryd-Power-Center unter www.stryd.com die Benutzer-Einstellungen eingerichtet und der Sensor mit der Mobile-App und der zum Einsatz kommenden GPS-Uhr verbunden werden. Das Vorgehen ist in der kurzen englischen Beschreibung in den wichtigsten Schritten erklärt. Zudem gibt es auf der Stryd-Website ein englisches Erklär-Video, in dem die Einrichtungsschritte sehr gut erklärt werden. Beides funktionierte beim ersten Versuch auch in der Praxis einwandfrei. Die Garmin Forerunner 920 XT erkannte den Stryd Sensor sofort. Allerdings läuft die Leistungsmessung dort dann über das Profil Radfahren, da Garmin die Möglichkeit der Leistungsmessungsanzeige nur dort  hinterlegt hat.

 

Der Praxiseinsatz:

 

Auch bei allen Trainingsläufen koppelte sich der Stryd-Sensor, der auch die Herzfrequenz übermittelt, einwandfrei. Mit den ersten Laufschritten wurde so in  Echtzeit die Wattleistung auf dem Display der Forerunner 920 XT sichtbar.  In der Ebene konnte man gut erkennen, wie bei einem höheren Lauftempo auch die realisierte Wattleistung ansteigt, ebenso sichtbar wurde der Einfluss der Lauftechnik, z.B. Schrittfrequenz, auf die Leistung.  Teils etwas diffus waren die Leistungswerte im bergigen Terrain.  In steileren Anstiegen (>10%) mit entsprechend kürzeren Schritten und geringerer Geschwindigkeit und einer  Herzfrequenzbelastung  im Schwellenbereich gingen die Wattwerte eher leicht nach unten, als wie eigentlich vermutet nach oben.   Beim Bergablaufen stellten wir wiederum höhere Wattwerte als erwartet fest. Richard Geng vom deutschen  Stryd-Importeur BikeFast, erklärte auf Nachfrage, dass ein schneller Bergablauf durchaus mehr Leistung, in Form von exzentrischer Muskelarbeit,  als ein langsamer Berganlauf erfordern kann.  Die für uns auf den ersten Blick unklaren Leistungsdaten lassen sich dadurch teilweise erklären. Unsere Interpretation dazu ist, dass die gemessene Geschwindigkeit in den Berechnungen bergan/bergab einen zu hohen Anteil hat.

Die Auswertung der Daten haben wir mit dem  Stryd-Powercenter und Garmin-Connect vorgenommen. Beides funktionierte einwandfrei.  Es bleibt den eigenen Vorlieben vorbehalten,  welches Tool man zur Datenanalyse heranzieht (als Alternative stehen auch die Plattformen  Strava oder  Trainingpeaks zur Verfügung).

 Auswertung im Stryd Powercenter

 

Unser Fazit:  

 

"Der Powermeter ist die nächste Entwicklungsstufe im Laufsport",  so wird der dreimalige Ironman Hawaii-Sieger und Stryd-Botschafter Craig Alexander zitiert.  Unser Test bestätigt, dass die Funktionen des Stryd Powermeters vielversprechend sind. Die Vorteile zeigen sich insbesondere beim Intervalltraining, wo oftmals in den ersten Wiederholungen zu schnell (an) gelaufen wird, da die Herzfrequenz hinterher hinkt. Ein Blick auf die Wattwerte führt hier definitiv zu einer gleichmäßigeren Intervallbelastung.  Was aktuell noch fehlt, ist die klare Einordung der Leistungswerte beim Laufen, wie man sie aus dem Radsport kennt. Beim Radfahren ist es bekannt,  welche Werte beispielsweise ein Triathlonprofi  über die Ironman-Distanz tritt, oder welche Leistung erforderlich ist, um ein bestimmte Geschwindigkeit zu erreichen.  Zudem liefern die diversen Leistungsdiagnostik-Tests auf dem Rad immer die entsprechenden Wattwerte zu den Trainingsintensitäten.  Stryd bietet zwar in ihrer Mobile App einen sogenannten Critical Power Test an. Dessen Ergebnis ist aber sehr stark von der individuellen  Leistungsbereitschaft bei der Testdurchführung abhängig.

Der Stryd Powermeter ist unserer Meinung nach vor allem eine Empfehlung für Triathleten,  die bereits gezielt ihr Lauftraining steuern, am besten über entsprechendes Wissen zur Wattmessung aus dem Radtraining verfügen, Intervalltraining betreiben und dazu als weitere Messgröße die Wattleistung hinzu ziehen wollen.  

>>Stryd Lauf-Powermeter hier erhältlich: www.powermetershop.de

Technische Details

Hersteller Stryd
Website www.stryd.com
Modell Lauf Powermeter
empf. VK Preis in Euro 249.- €
Gewicht Sensor 20 g
Batterie CR2032 - ohne Werkzeug wechselbar
Datenübertragung ANT+ und Bluetooth Smart
Software-Updates mit Stryd Mobile-App möglich
Auswertungssoftware Stryd Powercenter, Garmin Connect, Strava, Trainingspeaks
Kompatible Lauf-GPS Uhren Garmin 920/910/310XT, Garmin Forerunner 620/630, Garmin Forerunner 220, 225/230/235, Polar V800, Suunto Ambit2/2S, Suunto Ambit3/Peak/Run, Sunnto Fenix 2/3 (Stand April 2016)

Fotoserie: Stryd Lauf-Powermeter im Praxistest