Orbea Ordu: Eine neue Referenz?

von Dennis Wachter für tri2b.com | 09.11.2009 um 18:14
Unser Testbike Das Ordu erhielten wir mit der höchsten Konfigurationsstufe: aktuelle Dura Ace, Zipp Vuka-Lenker und Zipp 909. Die Ausstattung war tadellos zusammengebaut, das Rad nach Erhalt ohne große Einstellungen fahrbereit. Bei anderen Herstellern haben wir es auch schon deutlich anders erlebt, insofern stimmte uns das Ordu am Anfang bereits positiv.

Fahrkomfort 
Ein kantiges Design und das martialisch wirkende Auftreten des Ordu-Rahmens haben uns erst einmal sehr neutral in unseren Erwartungen gestellt, was den Komfort angeht. Die ersten kleinen Ausfahrten begannen, um sich der idealen Position auf dem Rad zu nähren und schnell spielte sich ein wohliges Gefühl ein. Unbestritten, all unsere Tester waren sich einig, bietet das Ordu vom ersten Aufliegen auf dem Aerobar eine optimale Sitzposition. Dies ist sicherlich auch der durchweg angenehmen Geometrie des Rahmens geschuldet, der sich sehr steif verhält und aggressiv und komfortabel zugleich gefahren werden kann – selten auf dem Markt. Trotz der enormen Steifigkeitseffizienz ist der Rahmen gut schwingfähig, leichte Unebenheiten werden hervorragend resorbiert. 

Das Ordu bietet nicht nur auf der seichten Straße hervorragende Fahreigenschaften, auch am Berg lässt sich der „Bock“ unkompliziert manövrieren und dies auch verhältnismäßig gut auf dem Auflieger. Ebenfalls angenehm aufgefallen sind die Abfahrten: stabil und leichträdrig ging es mit einer Menge Fahrspaß Richtung Ebene. 

Effizienz 
Überrascht ist nicht das richtige Wort, denn in irgendeiner Weise kann man schon erwarten, dass ein Rahmen um die 3000-Euro-Grenze das gewisse Etwas bietet. Aber das Ordu bietet sogar noch etwas mehr: Selten haben wir ein Rahmen der obersten Preisklasse getestet, der ausgewogen und homogen in den Eigenschaften Komfort und Dynamik daherkommt. Es ist möglich, das Rad aggressiv tief zu fahren, ohne dass die Geometrie einen Strich durch die Rechnung macht, was die Vortriebseffizienz angeht (man kann von idealen Winkeln sprechen). Aber auch in erhöhter Position, wie es bei so manchen Profis in der jüngsten Vergangenheit aufgefallen ist, ist das Ordu noch sehr schnittig zu bewegen. 

Über die Geometrie hinaus fällt auf, dass der Rahmen extrem steif ist. Der Tritt wird recht genau in Vortrieb umgewandelt. Ein erster Eindruck zum Thema Steifigkeit lässt auch die Konstruktion des Rahmens erahnen, der sehr kantig gestaltet wurde. Sinn der Sache ist, neben der Steifigkeit eine hohe Effizienz der Aerodynamik zu erlangen, was definitiv gelungen ist. Effektiv bahnte sich diese Einschätzung schon auf den ersten lockeren Ausfahrten an, zur Gewissheit wurde es dann bei intensiveren Abschnitten, beim Berg-Ab-Fahren und im Testwettkampf. Alle entscheidenden Faktoren für einen guten Rahmen liegen dem Ordu somit zu Grunde. Unserer Meinung nach ist es nachwievor ein (leider) zu unterschätztes Rad, das verhältnismäßig wenig auf der Straße zu sehen ist. Dabei muss es sich keineswegs hinter den Cervélos und den Kuotas verstecken – es ist mindestens ebensoviel Potential vorhanden. 

Fazit 
Uns hat das Ordu Orbea vollkommen überzeugt. Es gehört zu der Riege der wenigen Rahmen, die extrem hohe Eigenschaften in den Bereichen Aerodynamik, Komfort, Steifigkeit und Dynamik aufweisen – eine sehr runde Sache. In der Effizienz sicherlich ganz weit vorne, sollte man das Ordu ab der kommenden Saison öfters auf den Wettkampfstrecken sehen. Und für all diejenigen, die auf das gewissen Etwas im Design Wert legen: Über den martialisch-geradlinigen Stil des Ordu (ein wenig einem Stealthbomber ähnlich) gibt es diverse Farbvarianten. 

So haben wir getestet 
Gefahren wurde das Ordu von uns jeweils einmal auf einer 60 km, 80 km und 120 km langen Trainingsausfahrt mit jeglichen Intensitäten auf den unterschiedlichsten Profiltypen. Darüber hinaus sind wir das Ordu bei einem Sprint-Wettkampf gefahren – Radbestzeit.