Orca Apex Flex: Bewegungsfreiheit auf einem neuen Level - der Praxistest

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 01.06.2023 um 00:14
Guter Auftrieb und genügend Schutz vor kaltem Wasser, aber ein Schwimmgefühl wie ohne Neo. Diese Wunschanforderungen an einen Triathlon-Wetsuit bekommt man immer wieder zu hören, vor allem von technisch versierten Schwimmern und Schwimmerinnen. Der Orca Apex Flex, der aus dem früheren Alpha hervorging, soll genau diese Eigenschaften in perfekter Weise kombinieren. Wir haben Orcas Flex-Wunder im Pool und im Freiwasser ausprobiert.


Das sagt Orca über den Apex Flex

Der Apex Flex Neoprenanzug ist der flexibelste des gesamten Orca-Wetsuit-Sortiments und ist für technisch gute Schwimmerinnen und Schwimmer konzipiert, die keine Kompromisse eingehen wollen. Der Auftrieb ist dabei bewusst etwas reduziert.

Beim Apex Flex setzt Orca komplett auf Highend-Materialien und -Technologien - © tri2b.com

So kommt im Schulterbereich Yamamotos 44+ Neopren zum Einsatz, dass eine maximale Bewegungsfreiheit verspricht und so bei der Schwimmbewegung 90% weniger Kraftaufwand für die Materialdehnung als bei Standard-Neopren benötigt wird. Im Unterarmbereich setzt Orca auf das exklusiv mit Yamamoto entwickelte 0.88 Free-Material. Dahinter verbirgt sich ein nur 0,5 mm dickes Neopren, inklusive einer Titanbeschichtung, die für eine verbesserte Isolierung sorgt. Durch diese Konstruktion fühlt sich das Wasserfassen absolut natürlich an. Das Innenleben ist ebenfalls auf maximalen Flex ausgelegt. So sind dort das 40 PF+ und 40 FS Innenfutter verarbeitet. Das auf Kompression ausgelegte PF+ Material sorgt dafür, dass durch einen perfekten Sitz der Wasserdurchfluss unterbunden wird. Eine Besonderheit ist zudem der kurze von oben nach unten verlaufende Rückenreißverschluss, der die maximal mögliche Bewegungsfreiheit zusätzlich optimieren soll.

Wie der bisherige Alpha-Neoprenanzug ist auch der neue Apex Flex perfekt für Athletinnen und Athleten geeignet, die die Schwimmtechnik beherrschen und mit völliger Freiheit schwimmen wollen.

 

Unsere Testeindrücke:

Anziehkomfort: Unser Apex Flex Test-Wetsuit stand in der Größe 6 (67 – 74 kg/167-175 cm) zur Verfügung. Der Tester lag mit 70 kg Körpergewicht und 181 cm Körpergröße nur beim Gewicht mittig im  6er Größenbereich, bei der Körpergröße etwas darüber. Insgesamt ließ sich der Apex Flex einfach anziehen, was vor allem am extrem dehnfähigen Neopren-Material und insbesondere am superglatt wirkenden Innenfutter lag. Der aus Gründen einer noch besseren Rückenflexibilität von oben nach unten laufende Reißverschluss lässt sich alleine definitiv nicht schließen. Beim Renneinsatz sind dafür immer genügend helfende Hände vorhanden. Anders sieht es aus, wenn man z.B. frühmorgens zum (Early-Bird)-Freiwasser-Workout allein an den See fährt.

Absolut überzeugend bei der Bewegungsfreiheit: Der Orca Apex Flex - © tri2b.com

Ausstieg: Der Ausstieg gelang im Apex Flex in rekordverdächtiger Zeit. Der von unten nach oben zu öffnende Reißverschluss ist von der Bewegung sogar noch etwas einfacher zu bedienen als beim klassischem von oben nach unten ziehen. Der kürzere Reißverschluss an sich ist unproblematisch, da das extrem flexible Material nahezu allein über die Schultern nach unten flutscht.

Passform: Bei unserem Tester lag der Wetsuit in allen sensiblen Bereichen, wie Lendenwirbelsäule, Arm- und Achselbereich angenehm satt an. So sollte ein Triathlon-Wetsuit sitzen! Die Beinlänge war trotz der um 6 cm größeren Köpergröße und zudem langer Beine immer noch ausreichend lang.

Reißverschluss-System: Es ist ein schmälerer YKK 8VST Reißverschluss verbaut, der von oben nach unten geschlossen wird und mit nur 29 cm Länge (Größe 6) äußerst kurzgehalten ist (zum Vergleich: Beim Apex Flow ist der Reißverschluss in Größe 6 36 cm lang. Mit dieser Konstruktion soll im Rückenbereich noch mehr Flexibilität erzielt werden.

Material/Verarbeitung: Auch der Apex Flex macht bei der Verarbeitung einen Topeindruck, so wie man es von einem Highend-Triathlon-Wetsuit erwarten darf. Glatte Schweißnähte auf der Außenseite und sauber verklebte Nahtbänder und Kreuzungspunkte sind hier Standard. Auffallend sind die auf der Innenseite zusätzlich mit einem Neoprenband verklebten Nahtbereiche am Unterarm, wo das superdünne 0,88 Free Neopren zu Einsatz kommt und dessen erster Eindruck als eher „empfindlich“ rüberkommt.

Wärmeisolation: Für die Isolationsfähigkeit des Neoprens sind in erster Linie die Lufteinschlüsse und die Materialdicke verantwortlich. Bei beidem wurde beim Apex Flex aus Gründen der Bewegungsfreiheit und eines möglichst natürlichen Schwimmgefühls gespart. Entsprechend kann Orcas Wetsuit-Flex-Wunder nicht ganz mit dicker ausgestatteten Wetsuits mithalten. Orca hat zwar das superdünne 0,88 Free-Material im Bereich der Unterarme mit einer speziellen Titanbeschichtung versehen, die der Auskühlung entgegenwirken soll. Trotzdem ist der Apex Flex-Wetsuit in punkto Wärmeisolation für die Frostbeulen unter den Triathleten und gleichzeitigen NorseMan-Bedingungen nur eingeschränkt empfehlenswert.

Auftrieb: Der beim Apex Flex bewusst eingesparte Auftrieb wird vor allem im Hüft- und Oberschenkelbereich spürbar. Der Beckenbereich wird definitiv nur diskret angelupft. So wie es sich Schwimmer und Schwimmerinnen wünschen, die von Haus aus und auch unter fortschreitender Ermüdung sauber im Wasser liegen. Der reduzierte Auftrieb im Hüft- und Beinbereich könnte auch ein Tipp für Triathleten und Triathletinnen sein, die zu Problemen im unteren Rücken neigen und bei Wetsuits mit viel Auftrieb oftmals übertrieben ins Hohlkreuz gedrückt werden.

 

Unser Testfazit:


Triathleten und Triathletinnen, die im Wasser zuhause sind und insgeheim auch immer darauf hoffen, dass es ein Wassertemperatur-bedingtes Neo-Verbot gibt, damit sie ihre Schwimmstärke ausspielen können, die sind genau die Zielgruppe für den Orca Apex Flex. Der Unterschied hinsichtlich der Materialflexibilität und des diskret reduzierten Auftriebs sind sofort spürbar. Die materialbedingte geringere Wärmeisolation könnte wiederum auch ein Vorteil sein, wenn knapp unter der Wassertemperaturgrenze bei zusätzlich hoher Lufttemperatur geschwommen wird. Insbesondere wenn leistungsstarke Schwimmer und Schwimmerinnen mit höchster Intensität durchs Wasser keulen und entsprechend viel Wärme produzieren.

Das dünne Neopren-Material kommt bei sehr kaltem Wasser an seine Grenzen. Anderseits ist die Gefahr einer Überhitzung beim Schwimmen nahe an der Neoverbots-Grenze reduziert - © tri2b.com

Als Kurzfazit: Der Orca Apex Flex ist ein absoluter Top-Wetsuit, der mit seinen 669,00 EUR UVP zudem fair kalkuliert ist, allerdings verbunden mit dem Hinweis, dass die dünnen und superflexiblen Neo-Materialen entsprechend sorgsam behandelt werden müssen.

Technische Details

HerstellerOrca
ModellApex Flex
empf. VK-Preis669,00 Euro
MaterialYamamoto SCS #44+, #40FS & 0,88 Free Neopren
Materialdicke 3,5 mm (Hüfte/Oberschenkel), 0,5 mm (Unterarm)
Größen 9 Herren- und 5 Damengrößen
Webwww.orca.com

Fotoserie: Orca Apex Flex