Orca Sonar: Der Allrounder-Wetsuit im Praxistest

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 08.07.2020 um 11:33
Beim Wetsuit-Hersteller Orca finden Triathleten ein umfassendes Sortiment an Schwimm-Neoprenanzügen. Vom Highend-Wetsuit bis hin zum Einsteiger-Neopren ist alles dabei. Orcas Allzweckwaffe ist dabei seit vielen Jahren das Modell Sonar. Von seiner technischen Ausrichtung ist der Wetsuit für den typischen im Triathlon vorkommenden Athletinnen- und Athleten-Typ gedacht. Schwimmer/innen mit an sich durchaus ordentlicher Schwimmtechnik, aber Schwächen in der Wasserlage, sollen mit dem Orca Sonar ihr Leistungspotential voll ausschöpfen können. Orca nennt das Sonar Athleten-Klientel "Total Swimmer". Wir haben die 2020er Ausführung in der Praxis im Freiwasser und auch im Pool unter die Lupe genommen.

Bei der Materialauswahl und der Technologie bietet Orca beim Sonar nahezu alles auf, was der Wetsuit-Spezialist zu bieten hat. Als Neoprenmaterial kommt selbstverständlich der schwarze Gummi von japanischen Branchenprimus Yamamoto zum Einsatz. Konkret in der 39 Cell-Ausführung, die sich im Maxium um 513 % dehnen lässt und so für ein Höchstmaß an Bewegungsfreiheit sorgen soll. Um die eingangs beschriebenen Schwächen der Wasserlage auszumerzen ist der Sonar im Hüft- und Oberschenkelbereich mit der Aerodome 2-Technologie ausgestattet. Die von außen leicht auszumachenden Hohlräume sollen den Auftrieb um 30 % verbessern. Unterstützt wird dies durch seitlich am Unterkörper eingearbeitete Stabilisatoren aus 5 mm dickem Neopren (Exo-Cell), die das bremsende Schlingern bestmöglich unterbinden soll.

Der Orca Sonar kommt ohne Kunststoffverpackung aus - © tri2b.com

Apropos Geschwindigkeit: Damit es im Wasser besser "rutscht" ist das Neopren des Sonar mit der Super Composite Skin (SCS) beschichtet. Aber was helfen die im Wasser gewonnenen Sekunden, wenn in der Wechselzone der Wetsuit anschließend nicht von der Haut will. Entscheidend für einen Blitzwechsel ist neben den einstudierten Handgriffen vor allem das Innenfutter. Der Sonar ist hier mit dem sehr flexiblen Superstretch-Innenmaterial ausgestattet, dass perfekt auf die Dehnfähigkeit des Yamamoto 39 Cell-Neopren abgestimmt ist. Zusätzlich erleichtert werden soll der schnelle Ausstieg durch speziell angeordnete sogenannte "Hydrolight"-Felder.


Das ist Orca:

Orca, gehört zu den arrivierten Marken auf dem Triathlon Wetsuit-Sektor. Los ging es bereits 1994, als die Firma in Auckland (Neuseeland) gegründet wurde. Viele Innovationen auf den Wetsuit-Markt gehen auf die Neoprenanzüge mit der früher so markanten Schwarz-Weiß-Optik zurück, in Anlehnung an den namensgebenden Orca Schwertwal. Derzeit ist Orca verstärkt bestrebt nachhaltiger zu produzieren und die Plastikflut einzudämmen. So wurde bereits 2020 bei einem Großteil der Produktverpackungen auf Plastik verzichtet, 2021 soll das komplette Orca-Sortiment ohne Kunststoffverpackungen auskommen.

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Anziehkomfort: Neopren-Anziehen kann so eine Sache sein. Immer wieder kommt es vor, dass selbst erfahrene Triathleten ihren Wetsuit beim Einstieg ruinieren, insbesondere wenn vor einem Rennen Zeitdruck und Nervosität dazu kommen. Diesen "Ernstfall" konnten wir coronabedingt leider nicht durchspielen. Beim normalen Anziehen zum Trainings-Workout gelang der Einstieg durchwegs super easy. Das Material ließ sich gut greifen und in Position ziehen. Der Einstieg in unseren Testanzug (Größe 6 für 67 - 74 kg) gelang unseren beiden Testern (182 cm/70 kg und 170 cm/63 kg) relativ leicht und der Reißverschluss ließ sich ohne fremde Hilfe schließen.

Ausstieg: Auch hier gilt. Ein Ausstieg unter echter Wettkampfhöchstbelastung ist immer noch was anderes. Beim simulierten Trainings-Wettkampfwechsel flutschte der Sonar auf jeden Fall super über die Handgelenke- und Fußknöchel.  Einem superfixen Wechsel sollte eigentlich nix im Wege stehen.

Passform: Wie im Punkt Anziehkomfort bereits erwähnt, passte der Sonar in der Größe 6 nahezu perfekt, nur die Beine waren bei unserem größeren Testschwimmer eher kurz. Der Sitz war insgesamt satt anliegend - auch im für die Swim-Performance sehr sensiblen Schulter- und Oberarmbereich. Die gelungene Passformeindruck bestätigte sich auch im Wasser. Die gefürchtete "Wasserblase" im Lendenbereich bildete sich nicht. Unserem zweiter Tester, der mit dem Sonar im Pool unterwegs war, gefiel die gefühlte Freiheit des sehr weichen Halsabschluss besonders gut. Der gelungene Schnitt bestätigte sich dort auch bei den Rollwenden, wo kein übermäßiger Wasserneueintritt feststellbar war.

Ein mächtiger YKK-Reißverschluss schließt den Orca Sonar - © tri2b.com

Reißverschluss-System: Orca vertraut hier auf die Qualität von YKK. Der Reißverschluss sieht inkl. der Reißleine wirklich robust aus, ebenso die Einarbeitung im umgebenden Neopren. In Summe sollte so das Reißverschluss-System auch für rustikalere Ausstiege jenseits einer 180er Herzfrequenz gewappnet sein. Für ungewollte Öffnungen ist an der Kordel ein kleines Klettband angebracht, dass im Wettkampf unter dem großen Klettverschluss am Hals fixiert werden kann.

Material/Verarbeitung: "Out of the box" machte der Orca Sonar durchwegs einen absolut hochwertigen Eindruck. Bei unserem Testmodell galt dies sowohl für die sauberen Verklebungen auf der Außenseite und die Nähte auf der Innenseite, die an allen Kreuzungspunkten mit ein einem Nahtaufkleber verstärkt sind. Sauber und stabil verarbeitet waren außerdem die durchgehenden Nahtbänder an den Unterarmen und Unterschenkeln, die ein Kürzen problemlos ermöglichen und auch die Gefahr vom Fädenziehen durch die die Uhr verringert.

Wärmeisolation: Bei den von uns getesteten Wassertemperaturen von 16 bis circa 20 Grad Celsius war der Sonar in seinem Element. Der Hals dichtete gut ab, so dass der Kaltwassereintritt minimal ausfiel. Einen Zusatzeffekt bieten außerdem die Luftkissen der Aerodome-Konstruktion, die an der Hüfte und Beinen die Isolationsfähigkeit des Neoprens zusätzlich verbessern.

Auftrieb: Orcas Bestreben, die Hüfte und die Beine spürbar anzulupfen, merkt man sofort bei den ersten Schwimmzügen. Allerdings fühlte sich der Auftrieb trotzdem noch gut austariert an. Die Unterstützung ist nicht so extrem, das sie unsere Tester ins übertriebene Hohlkreuz drückte.

Freiwassertraining mit dem Orca Sonar - © tri2b.com

 

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Unser Testfazit:

 

Der Orca Sonar punktete bei unserem Test auf ganzer Linie. Vor allem die Zweiteilung zwischen dem dick aufgepolsterten Hüft- und Oberschenkelbereich und dem sehr freien Bewegungsgefühl im Schulter- und Armbereich überzeugte unsere Tester. Das in diesem Bereich nur 1,5 mm dicke Neopren vermittelt hier wirklich ein sehr natürliches Wassergefühl. Von einem "2. Haut-Gefühl" sprach daher auch einer unserer Testschwimmer, der den Sonar bei der ersten Schwimmeinheit nach über dreimonatiger coronabedingter Pause ausprobierte. Wir können den Orca Sonar ohne Einschränkung empfehlen, wenn ein Triathlon-Wetsuit mit deutlich spürbarer, aber nicht übertriebener Unterstützung der Wasserlage gesucht wird. Für die empfohlenen Verkaufspreis von  419,- Euro bekommt man zudem Bewegungsfreiheit mitgeliefert, die sehr stark an deutlich teurere Highend-Neos erinnert.

Technische Details

HerstellerOrca
ModellSonar
empf. VK-Preis419,00 Euro
MaterialYamamoto SCS #39 Neopren
Materialdicke 5 mm (Hüfte/Oberschenkel), 1,5mm (Schulter, Arme)
Größen 9 Herren- und 5 Damengrößen
Webwww.orca.com

Fotoserie: Orca Sonar