Scott Foil RC Ultimate: Der Praxistest des neuen Highend-Aerorenners

Schneller, leichter und bequemer. Mit diesen Eigenschaften bewirbt Scott seinen neuen Aero-Renner. In Sachen Aerodynamik wurde das 2023er Foil durch die im Jahr 2021 von der UCI geänderten Regeln bezüglich der Rohrformen und -dimensionen komplett neu entwickelt. An die 300 verschiedene Rahmen-Designs durchliefen die Simulation, bevor die beste Lösung gefunden wurde. Laut Scott ist das Endergebnis das bisher schnelle Scott Roadbike der Geschichte.

Diese Veränderungen an der Rahmenform fallen auch optisch sofort auf. Das mächtig dimensionierte Steuerrohr soll dabei wie ein Windteiler wirken. Ebenso die speziell entwickelte Gabel, mit ihrem breiten Querschnitt und dem höheren Gabelkopf. Ebenfalls auffallend sind die nochmals tiefer ansetzenden Sitzstreben, die einerseits dem Komfort zugutekommt und den Luftstrom in Richtung Hinterrad führt.

Das mächtig dimensionierte Steuerrohr des Foil RC Ultimate fungiert als Windteiler - © tri2b.com

Der in der Szene als Referenz geltende Tour-Windkanaltest ermittelte für das Scott Foil RC Ultimate 206 Watt Luftwiderstand (bei 45 km/h), was eine Verbesserung von 10 Watt zum Vorgängermodell bedeutet. Mit diesem Wert gehört das neue Foil zur Creme de la Creme im Segment der Aero-Roadbikes.

Aber was bringt die beste Aerodynamik, wenn der Komfort nicht passt? Entsprechend wurde bei der Foil-Entwicklung auch hier angesetzt. Die Komfort-Bringer sollen dabei die hakenlosen Zipp 454 NSW Tubeless Laufräder sein, die Reifenbreiten bis zu 30 mm zulassen. Dazu kommen die Komponenten der eigenen Hausmarke Syncros. So soll der flunderflache Lenker ebenso viel Komfort vermitteln, wie die auf den ersten Blick mächtig erscheinende Aerosattelstütze, die aber zum Großteil aus einer Verkleidung besteht. Das tragende Element ist dabei dünner als eine Spargelstange und soll entsprechend nachgeben können.

Leicht, schnell und komfortabel: Die Zipp 454 NSW Laufräder mit Schwalbe Tubeless-Bereifung - © tri2b.com

In die Sattelstütze kann außerdem ein in drei Modi funktionierendes Rücklicht integriert werden. Leider ist das Rücklicht nicht mit der deutschen StVO konform und so beim Verkauf in Deutschland nur optional als Zubehör erhältlich (ohne Blink-Modus).

Das integrierte Rücklicht in der Sattelstütze - © tri2b.com

Trotz des in Summe mächtigen Aero-Designs bringt das Foil RC Ultimate inklusive Scheibenbremsen nur 7,2 kg auf die Waage. Ermöglicht wurde die Gewichtseinsparung u.a. durch eine Optimierung der Carbon-Laminierung und der Reduktion der Teile und Verbindungsstücke.

Unser Test-Setup

Unser Scott Foil RC Ultimate war mit der Originalkonfiguration (Rahmengröße L/56 cm) ausgestattet, u.a. mit der kompletten SRAM RED eTap Gruppe, Zipp 454 NSW Laufrädern und Schwalbe Pro One TLE Reifen (VR 25 mm / HR 28 mm).

Scott Foil RC Ultimate: 15.999.- EUR soll der neue Highend-Aeroracer kosten - © tri2b.com

Unser Test

Wir sind das neue Foil in Summe knapp 500 km gefahren, wobei die Touren aufgrund der Offseason und den damit einhergehenden kühleren Temperaturen meist zwischen 50 – 70 km lang waren.

Das Testfazit

Wie erwähnt sind wir das Scott Foil RC Ultimate in der Offseason gefahren. Nicht die beste Zeit, um einen Aerorenner vollends beurteilen zu können, da die Beine leider in dieser Saisonphase eher nicht in KOM-Form sind. Aber egal. Probieren kann man es ja, schließlich motiviert das Setup nun mal zum durch die Gegend ballern. Und das geht mit dem neuen Foil wirklich sehr gut. Jedes Watt wird gefühlt in Vortrieb umgewandelt. Sehr überzeugend war die Laufruhe und der so nicht erwartete Komfort. Trotz Winterzeit und entsprechend wenigen Trainingskilometern waren die Touren auf dem Foil RC Ultimate alles andere als ermüdend. Ein guter Teil des Komforts dürfte wohl auf die spezielle Sattelstützenkonstruktion gehen.

Absolut überzeugend war auch die exquisite Ausstattung. Die elektronische SRAM RED eTap AXS 12-fach Schaltung machen die Gangwechsel zum Kinderspiel und die Disc-Bremsen packen direkt und trotzdem gut dosierbar zu. Der integrierte Quarq-Leistungsmesser ließ sich im ersten Anlauf mit dem verwendeten Hammerhead Karoo 2 Radcomputer verbinden und lieferte über den kompletten Testzeitraum zuverlässig die Leistungswerte.

Die Leistung immer im Blick mit dem integrierten Quarq Wattmesser - © tri2b.com

Mitentscheidend für die komfortablen Fahreigenschaften sind ganz klar die Zipp 454 NSW Laufräder, die einerseits mit ihrer Bauhöhe richtig gut im Wind segeln, andererseits aber auch bei böigem Seitenwind mit etwas Übung gut und sicher zu steuern sind. Komfortbringer sind die 25 mm (VR) bzw. 28 mm (HR) breiten Schwalbe Pro One TLE Tubeless Reifen, deren Eigenschaften durch die Hookless-Felgenform und die 23 mm breite Maulweite noch bessern zur Geltung kommen. Wir sind mit deutlich reduzierten Luftdrücken um die 5 Bar unterwegs gewesen.

Etwas ungewohnt war bei den Testrides die Kompakt-Übersetzung mit der 48/35-Kettenblatt-Combi. Von brav auf dem kleinen Blatt kurbeln muss man sich im flachen Terrain definitiv verabschieden, wobei man sich daran schnell gewöhnt.

Anders sieht es mit dem Preis aus, den Scott beim Foil RC Ultimate auf der Website derzeit erst gar nicht anzeigt. Bei Schnappatmung verursachenden 15.999,- EUR liegt der aufgrund der aktuellen Preissteigerungen nach oben korrigierte UVP. Wer das nötige Kleingeld dafür hat, der wird definitiv richtig Spaß bei der KOM-Jagd haben. Alle anderen sollten sich mal die vier weiteren neuen Foil RC Varianten ansehen, die bei 4.799.- (Foil RC 30 mit Shimano 105 Di2) losgehen.

Hinsichtlich eines Triathlon-Race-Einsatzes mit Windschattenverbot wäre ein passender Tri-Clip als Zubehör wünschenswert, wie es Scott bereits für das Creston IC SL Cockpit anbietet, der bei den aktuellen Addict RC Rädern verbaut ist. Oder man greift wie Sebastian Kienle im Vorjahr beim Heidelbergman selbst in die Bastelkiste …

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